Hamburgs SPD und ihr Kandidat : Pferdewechsel im Galopp
Bisweilen ist ein reinigendes Gewitter notwendig. Und dass zwischen SPD-Chef Mathias Petersen und großen Teilen der Parteiführung manches geklärt werden muss, ist unbestreitbar. Bedenklich aber ist zweierlei: der Zeitpunkt und, vor allem, dass auch einige seiner bisherigen Unterstützer Zweifel am Kandidaten anmelden.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Ein Jahr vor der Wahl sollte eine Oppositionspartei, die wieder an die Macht will, Besseres zu tun haben, als ihren designierten Spitzenmann zu demontieren. Wenn sie es dennoch tut, muss sie sehr gute Gründe haben und eine personelle Alternative.
Erstere aber werden nicht genannt, zumindest keine, die nicht seit Monaten schon zu hören gewesen wären. Und ein vermeintlich erfolgversprechenderer Herausforderer für CDU-Titelverteidiger Ole von Beust hat sich auch noch nicht gemeldet.
Dass Petersens Fanreihen sich gelichtet haben, ist allerdings auch kein Geheimnis. Er handelt gern mal eigenmächtig und unabgestimmt. Einem unangefochtenen Herrscher wird so was als Führungsstärke ausgelegt, ihm aber als Unfähigkeit zu Kommunikation und Teamwork.
Beide Atteste sind gewöhnlich nur die halbe Wahrheit, und auch im aktuellen Streit in der Chefetage der SPD liegt die Schuld nicht nur bei einer Seite. Die Partei muss die Lage, in die sie sich manövriert hat, rasch und überzeugend klären. So oder so.
Pferdewechsel im vollen Galopp aber bergen eine erhöhte Sturzgefahr. Für Ross und Reiter.