Hamburger Szene : Hamse noch‘n alten?
Mit der Rechtschreibung ist es ein Kreuz, das kann man ruhig mal so sagen. Und durch das Vorwärts-Rückwärts der Reformer ist es nicht einfacher geworden. Ohne aktuellsten Duden ist man aufgeschmissen. Nicht nur einmal habe ich die These gehört, hinter allen Reformdebatten könne nur der Dudenverlag stecken, der sich mittlerweile im Zweijahrestakt an Neuauflagen dumm und dösig verdiene.
Aber was hilft’s? Nun, da vergangene Woche die Reform der Reform in Kraft trat, muss ich einen neuen anschaffen. Einen, der den letzten Stand enthält und dazu noch jene ominösen „Empfehlungen der Dudenredaktion“, die keinen Zweifel daran lassen, dass auch künftig Streitpotenzial bleibt.
Zielstrebig gehe ich in der Buchhandlung zu der gewaltigen Batterie der gelb-schwarzen Bände und trage einen zur Kasse. „Hamse noch‘n alten?“, fragt die Kassiererin. Ich sehe sie entgeistert an. Warum will sie das wissen? Aus Schadenfreude? Oder macht sie in Altpapier, um sich was dazuzuverdienen? Schließlich frage ich irritiert: „Wieso, kann ich den in Zahlung geben?“ „Ja“, sagt sie, „dafür gibt es bis zu vier Euro.“ Ich danke, murmele etwas von „nochmal wiederkommen“ und überlege beim Rausgehen, ob das jetzt eher ein feiner Zug vom Dudenverlag ist oder ein Eingeständnis einer Teilschuld am Rechtschreibschlamassel. In jedem Fall muss die Abrechnung mit den Buchhandlungen ziemlich aufwändig sein. Oder heißt das jetzt wieder aufwendig? JAN KAHLCKE