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Archiv-Artikel

Hamburger Szene Arme Optiker

Nicht überall in der Stadt gibt es ein dichtes Netz von Copy-Shops. In der Fußgängerzone Rahlstedter Bahnhofstraße gibt es keinen. „Versuchen Sie es bei den Optikern“, lautet der Tipp einer Verkäuferin im Schreibwarenladen.

Brillengeschäfte gibt es gleich zwei ganz in der Nähe. Fast leer das eine, an der Kasse stehen zwei Kundinnen, ihre Kopien in der Hand, und bezahlen. Als die Ladenglocke geht, kommt der Optiker erwartungsvoll aus seinem Werkstattkabuff. „Äh, ich möchte nur kopieren. Geht das hier?“ – „Aber selbstverständlich.“ Ein kleiner Bürokopierer steht im Gang vor der Werkstatt. Ich lasse noch kurz eine Kopierkundin vor, die nur zwei Seiten hat. Der Optiker greift derweil zum Klammeraffen und entfernt die Heftung meines Manuskripts. „Dann geht das für Sie viel leichter.“ – „Sie könnten hier ja fast einen Copy-Shop aufmachen“, scherze ich. „Na, so weit treiben wir’s nun nicht.“

Dann heißt es vierzig Mal Deckel auf, Blatt rein, Deckel zu, Knopf drücken, während der Optiker und seine Kollegin sich in der Werkstatt auf die Füße treten. Meine Brillen hab ich hier gekauft. Vor zwei Jahren. Wenn ich jetzt weich werde und meine Sehkraft messen lasse, bekomme ich nur noch stärkere Gläser. Lieber nicht.

Ich bezahle die Kopien, es kostet nicht viel. Der Optiker schaut mir in die Augen und zögert kurz: „Darf ich Ihre Brille putzen?“ Fünf Minuten später ist er zurück. „Jetzt sieht es besser aus. Die war so schief, da musste ich was tun.“ KAIJA KUTTER