Hamburger SV gegen VfL Wolfsburg: Keine Verschnaufpausen
Die Saison hat noch nicht richtig angefangen und schon kommt es zu einem ersten Spitzenspiel. Gegen den amtierenden Meister laufen die Hamburger zur Höchstform auf.
Das Spiel hatte noch gar nicht richtig angefangen, da klingelte es schon. David Jarolim hatte nach innen geflankt, Paolo Guerrero den Ball an den Pfosten geschossen, und von dort war er an den Rücken von Diego Benaglio gesprungen - bis ins Tor. „Hier regiert der HSV“, feierten die Fans des Hamburger SV in der mit 30.000 Zuschauern ausverkauften Volkswagen-Arena ihre 1:0-Führung nach 2 Minuten und 22 Sekunden.
Das Spiel zwischen dem amtierenden deutschen Meister VfL Wolfsburg und dem auch international gut in die Saison gestarteten HSV begann wie ein Spitzenspiel. Und ging wie ein Spitzenspiel weiter.
Beide Mannschaften kamen mit einem neuen Innenverteidiger. VfL-Trainer Armin Veh schickte Jan Simuek neben Andrea Barzagli ins Rennen; ein Experiment, das der Wölfe-Trainer nach 38 Minuten für beendet erklärte. Er nahm den überforderten Simuek raus und wechselte Alexander Madlung ein. Beim HSV stand zum ersten Mal der tschechische Nationalspieler David Rozenahl neben Joris Mathijsen in der Innenverteidigung. Er machte seine Sache gut. Die Umstellung war notwendig geworden, weil Jerome Boateng für den am Fuß geprellten Guy Demel auf die rechte Außenverteidigerposition gerückt war.
Die Defensive des VfL wackelte ständig und ein zweites Mal fiel sie um, als HSV-Stürmer Mladen Petric rechts durchflutschte, Barzagli ausspielte, den Ball zu Eljero Elia brachte, der schließlich zwei Versuche brauchte, um sein erstes Bundesligator zu erzielen. Da waren gerade sechseinhalb Minuten gespielt.
Fußballmannschaften sind wie Elefanten - die nichts vergessen. In der vergangenen Saison besigete der VfL den HSV mit 3:0 und 3:1. „Wir haben da was wieder gut zu machen“, hatte HSV-Mannschaftskapitän Jarolim vor dem Spiel erklärt. Genauso spielte der HSV.
Der HSV setzte die Wölfe schon in deren Strafraum unter Druck. In der 13. Minute umging der Franzose Karim Ziani Dennis Aogo, flankte nach innen, und Bundesligatorschützenkönig Grafite, den Boateng nicht halten konnte, rutschte am Ball vorbei. Kurze Zeit später roch es auf der anderen Seite nach Tor. Nach Fehler von Ziani stand Guerrero allein vor Benaglio, der ihm den Ball vom Fuß fischte.
Ein von beiden Mannschaften spektakulär offensiv geführtes Spiel: Keine Quer-, keine Rückpässe, keine Verschnaufpausen. In der 23. hatte Guerrero erneut das 3:0 auf dem Fuß, wieder war er als Solist auf dem Weg zu Benaglio, der den Ball mit den Fingerspitzen erwischte.Der HSV hat durch die Verpflichtung von Elia und Zé Roberte so viele Offensivoptionen, dass es für jeden Gegner schwer ist, den Überblick zu behalten.
In der 39. Minute ging es über die andere, die rechte Seite, nach vorne. Piotr Trochowski brachte Guerrero ins Spiel, der den Ball zurück zu Trochowski flankte, der hob den Ball über den weit vor dem Tor stehenden Benaglio und auf die Latte. Nach der ersten Halbzeit hätte es auch 1:3 oder 2:4 heißen können. Es war eine der besten HSV-Halbzeiten der vergangenen zehn Jahre.
Veh stärkte die Offensive, immer ein gutes Mittel gegen eine so vehement stürmende Mannschaft wie den HSV, und brachte Obafemi Martins, den der VfL von Premier League-Absteiger Newcastle United geholt hatte. In der 49. Minute rettete HSV-Keeper Frank Rost vor Edin Dzeko. In der 50. Minute konnte auch er nicht mehr helfen. Marcel Schäfer war Trochowski weg gelaufen, schoss einen scharfen Ball nach innen und Zvjezdan Misimovic musste nur den Fuß hinhalten. Nun brannte es im HSV-Strafraum. Einen Kopfball von Dzeko konnte Rost noch parieren, dann flankte Misimovic und Martins brachte den Kopf hin (55.).
In fünf Minuten hatte der VfL das Spiel gedreht, nun geriet die HSV-Innenverteidigung von einer Verlegenheit in die nächste. Die Mannschaft, die vehementer nach vorne spielte, war im Vorteil. Nach dieser Aufholjagd beruhigte sich das Spiel etwas, bis Elia seinen Kollegen Guerreo frei spielte. Kein Tor. Zwei Minuten später schoss Zé Roberto, eine Minute später Elia. Benaglio hielt großartig. In der 70. Minute verfehlte Marcel Schäfer knapp das Gehäuse.
In der 75.Minute flankte Elia, in der Mitte hielt Mladen Petric den Fuß hin, Benaglio war machtlos. Der HSV ging mit 3:2 in Führung, Guerrero musste mit Krämpfen ausgewechselt werdne, dann senste Grafite seinen überragenden Landsmann Zé Roberto um, der jedoch weiterspielen konnte. Für Trochwoski kam der lange verletzte Romeo Castelen. Der HSV, das zeigt sich, hat eine gute Bank. Castelen erzielte schließlich den 4:2 Endstand.
Ein hervorragendes Spiel, das die Fans so schnell nicht vegressen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Wohnungslosigkeit im Winter
Krankenhaus schiebt Obdachlosen in die Kälte