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Hamas in der TürkeiBesuch auf der "Mavi Marmara"

Ismael Hanijeh, Regierungschef im Gazastreifen, ist zu einem Besuch nach Istanbul gekommen. Dort trifft er sich mit Erdogan und besucht ein Hilfsgüterschiff.

Ismaiel Hanijeh wird in Istanbul von der Reporterschar belagert. Bild: ap

Es war ein großer Empfang am Hafen in Istanbul. Hunderte palästinensische und türkische Fahnen wurden geschwenkt, die Menge klatschte begeistert Beifall. Für Ismael Hanijeh, Regierungschef im Gazastreifen, war es wohl der bislang schönste Termin auf seiner ersten Auslandsreise seit der Wahl der Hamas 2007.

Hanijeh war gekommen, um das Schiff "Mavi Marmara" zu besuchen, mit dem türkische und andere Aktivisten im Mai 2010 versucht hatten, die israelische Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Dabei waren neun Aktivisten von israelischen Soldaten getötet worden.

Hanijeh traf sich auf dem Schiff mit den Angehörigen der getöteten Aktivisten und versichert ihnen sein Mitgefühl. Die Toten, sagt er, seien Märtyrer der palästinensischen Sache. Das Schiff ist längst zu einem Symbol gegen die israelische Blockadepolitik geworden und für den Niedergang der israelisch-türkischen Beziehungen verantwortlich. Am Montag in Istanbul sagte Hanijeh: "Im Nachhinein betrachtet, hat die 'Mavi Marmara' die Blockade doch brechen können. Israel musste nachgeben".

Verbindungen zur Hamas scheinen enger als angenommen

Der Auftritt Hanijehs wurde von der islamischen Wohlfahrtsorganisation IHH organisiert, derselben Organisation, die den Schiffskonvoi nach Gaza organisiert hatte. Offenbar sind die Verbindungen zwischen IHH und Hamas doch enger, als die Hilfsorganisation nach der Kaperung durch israelischen Soldaten behauptet hatte.

Bereits am Sonntag war Hanijeh zu einem informellen Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan zusammengekommen. In der anschließenden Erklärung hieß es, man habe über den Arabischen Frühling und die Versöhnung der Hamas mit der Fatah gesprochen.

Es dürfte aber vor allem um Syrien gegangen sein, wo sich möglicherweise ein Interessenkonflikt aufgetan hat. Hamas wird seit Jahren vom Assad-Regime unterstützt, während Erdogan Assad wegen der brutalen Unterdrückung der Proteste immer heftiger kritisiert.

Das Treffen mit Erdogan und sein Auftritt auf der "Mavi Marmara" sind der Höhepunkt der ersten Auslandsreise Ismael Hanijehs als Regent von Gaza. Bevor er in die Türkei kam, hatte er bereits Khartum, Kairo und die Golfstaaten besucht. Möglich wurde der Trip nur, weil Ägypten nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak seinen Grenzübergang zum Gazastreifen teilweise öffnete und nun auch die Rundreise Hanijehs unterstützt.

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5 Kommentare

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  • NT
    Neo Turk

    Und wöchentlich grüßt uns die Propaganda des Herrn Gottschlich.

     

    Zum Glück ist es diesmal nicht wieder ein apologetischer Artikel über die rechtsextremen kurdischen PKK-Nazis.

     

    "Der Auftritt Hanijehs wurde von der islamischen Wohlfahrtsorganisation IHH organisiert. Offenbar sind die Verbindungen zwischen IHH und Hamas doch enger"

     

    Vor wenigen Tagen war Mahmud Abbas zu Besuch in der Türkei und da man sich in der Türkei an demokratische Regeln hält, kam Ismael Hanijeh dann noch zu Besuch.

  • A
    astuga

    Wozu die Aufregung?

    Seit Jahren wissen wir doch, Erdogan ist bloß ein moderater Islamist.

     

    Und die Muslimbrüder in Ägypten gelten als gemäßigte Islamisten.

  • E
    end.the.occupation

    >> Der Auftritt Hanijehs wurde von der islamischen Wohlfahrtsorganisation IHH organisiert ... Offenbar sind die Verbindungen zwischen IHH und Hamas doch enger, als die Hilfsorganisation nach der Kaperung durch israelischen Soldaten behauptet hatte.

     

    Offenbar? Wer, wenn nicht die IHH hätte diesen Besuch denn organisieren können? Die israelische Botschaft?

     

    Wieder eine kleine Verbeugung der taz vor der isr. Staatspropaganda.

  • MM
    Mister Maso

    Es ist erstaunlich, dass selbst jetzt die IHH immer noch als "Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation" betitelt wird! Wie verblendet muß man sein?

  • T
    tommy

    Schön, da sieht man wenigstens in aller Deutlichkeit, wen Erdogan als Freund betrachtet.