: Hamadeh wird nicht abgeschoben
■ Entsprechende Berichte aus Washington von Staatsanwälten, Rechtsanwälten und Bonner Sicherheitsexperten dementiert / Rechtliche Grundlage nicht gegeben / Scheitern der Bemühungen in Beirut
Washington/Bonn (ap) - Der mutmaßliche Flugzeugentführer Mohammed Ali Hamadeh und sein Bruder Abbas können offenbar nicht auf eine baldige Abschiebung im Austausch für die Freilassung der seit zwei Monaten in Libanon verschleppten Deutschen Rundolf Cordes und Alfred Schmidt hoffen. Sicherheitsexperten, Staatsanwälte und die Rechtsanwältin, die Hamadeh vertritt, dementierten am Dienstag Meldungen aus Washington, wonach der in Frankfurt einsitzende 22jährige Ali Hamadeh abgeschoben werden soll. Washington beschuldigt ihn, einer der Hijacker einer amerikanischen Passagiermaschine im Sommer 1985 gewesen zu sein. Damals wurde ein US–Marinetaucher getötet. Ein hoher amerikanischer Regierungsbeamter hatte am Montag gesagt, Washington habe Hinweise, daß Bonn Hamadeh und seinen ebenfalls in Frankfurt einsitzenden älteren Bruder Abbas abschieben wolle. Zuvor hatte die US–Fernsehgesellschaft NBC unter Berufung auf das amerikanische Justizministerium von einer geplanten Abschiebung der libanesischen Brüder berichtet. Auf diese Weise wolle die Bundesregierung Cordes und Schmidt retten. In Sicherheitskreisen hieß es, ein weiterer Bruder des am 13. Januar in Frankfurt mit neun Litern Flüssigsprengstoff festgenommen Hamadeh sei Sicherheitschef der schiitschen Organisation Hizballah. Er stecke vermutlich hinter den Geiselnahmen in Libanon. In Bonn dementierten Sicherheitsexperten die Meldungen über die geplante Abschiebung der Hamadei–Brüder. Aus rechtlichen Gründen sei eine solche Abschiebung ohne Gerichtsverfahren gar nicht möglich. Die Anwältin von Mohammed Ali Hamadeh, Gabriele Steck– Bromme, reagierte erstaunt auf die Meldungen aus Washington. „Da ist nichts dran. Ich habe keine Hinweise darauf, daß das Verfahren gegen meinen Mandanten eingestellt wird.“ Das Auslieferungsverfahren gegen Hamadeh schleppt sich zudem weiter hin. Nach Angaben aus Bonn prüft das Bundesjustizministerium nach wie vor die Unterlagen aus Washington. Die hessische Generalstaatsanwaltschaft, die das förmliche Auslieferungsverfahren in Gang bringen müsse, habe die Papiere noch nicht, sagte auch Frau Steck–Bromme. „Die Bundesregierung will sich offenbar alle Möglichkeiten offen lassen, solange sie nicht weiß, was sie will.“ Verhandlungen um andere Geiseln gescheitert Beirut(ap) - Der einflußreiche iranische Schiitengeistliche Scheich Fadlallah hat unterdessen das Scheitern seiner Bemühungen um die Freilassung der von schiitischen Extremisten festgehaltenen französischen und amerikanischen Geistlichen bekanntgegeben. Fadlallah, der als geistlicher Führer der proiranischen Hizballah (Partei Gottes) gilt, behauptete, mehr als alle anderen für die Freilassung der Geiseln getan zu haben, doch seien „alle Türen vor ihm zugeschlagen worden“. Er fügte hinzu, die Geiselfrage sei zu einer Karte im Spiel der Supermächte und regionler Mächte geworden. Die Großmächte hätten ihre Geiseln auf stillem Wege und ohne Erpressung retten können, hätten sich aber dazu entschlossen, diese Karte in der Hand zu behalten, um zu feilschen und Druck auszuüben.
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