: Half BND-Agent dem Irak, Giftgas zu produzieren?
■ Lieferte Saarstahl Voraussetzungen für die Bombe?
Hamburg (apf) - Ein Agent des Bundesnachrichtendienstes (BND) soll beim Aufbau der Giftgasproduktion im Irak entscheidende Mithilfe geleistet haben. Der Mitinhaber einer Hamburger Firma habe eine Anlage zur Herstellung von Vorprodukten der Nervengase Tabun und Sarin an den Irak geliefert, berichtet der 'Spiegel‘ in seiner jüngsten Ausgabe. Die Bundesregierung dementierte eine Beteiligung des BND energisch. Der Hamburger Geschäftsmann könne sich allerdings fälschlicherweise als BND-Agent ausgegeben haben, räumte Staatsminister Lutz Stavenhagen, Beauftragter für die Nachrichtendienste, ein. Nach weiteren Informationen des 'Spiegels‘ haben in der vergangenen Woche Staatsanwälte und Zollfahnder neues belastendes Material über die Beteiligung bundesdeutscher Firmen an Rüstungsgeschäften mit dem Irak sichergestellt.
Danach soll dem Irak aus der Bundesrepublik bei der Entwicklung der Atomtechnik geholfen worden sein. Zu den Lieferanten gehören neben der Saarstahl die Düsseldorfer Export-Union GmbH, die Bagdad mit Spezialstahl für die Herstellung von Gaszentrifugen zur Uran-Anreicherung versorgt habe, schreibt das Nachrichtenmagazin. Dies sei eine wesentliche Voraussetzung für den Bau einer Atombombe. Ferner soll sich der Irak nach 'Spiegel'-Informationen derzeit in der Bundesrepublik um den Einkauf von Gift zur bakteriologischen Kriegsführung bemühen. Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher warnte am Freitag abend in der ARD bundesdeutsche Unternehmen vor weiteren Waffenlieferungen an den Irak. Die Bundesregierung werde durch die Verschärfung des Außenwirtschaftsgesetzes für eine direkte oder indirekte Beteiligung deutscher Unternehmen, Wissenschaftler oder Techniker „alle Kanäle verstopfen“. Wenn sich die Ermittlungen der Staatsanwälte bestätigen sollten, hätten deutsche Unternehmen „in der verantwortungslosesten Weise“ dazu beigetragen, daß der irakische Präsident Hussein über ein gefährliches militärisches Vernichtungspotential verfüge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
