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Halblegale Hökershow

Interpol gibt mit konfiszierten Altertümchen an

In bestimmten Kreisen gelten geraubte Kulturgüter noch immer als ideale Mitbringsel zu Geburtstagen, runden Putschjubiläen oder Drogendeals. 37.700 dieser geschmuggelten Objekte zogen die Altertumswächter von Interpol im letzten Jahr aus dem klandestinen Warenverkehr. Dabei nahmen die Antikbullen „80 Menschen wegen illegalen Handels mit Kulturgütern“ fest, rapportierte die internationale Polizeibehörde gestern via AFP. In Spanien wurden einem einzigen Hehler „1500 antike Münzen“ abgenommen. Im Interpol-Hauptquartier zu Lyon stapeln sich die Preziosen schon deckenhoch wie in Ali Babas Räuberhöhle, darunter auch „historische Musikinstrumente und archäologische Fundstücke, die auf illegale Weise online verkauft werden sollten“. Derart viel Raubkunst kann man sonst nur in Depots deutscher Museen oder englischen Herrenhäusern finden. Natürlich bemüht sich Interpol um die Rückgabe der Objekte an ihre rechtmäßigen Besitzer. Können die nicht ermittelt werden, werden die Asservate nach einer Schamfrist an Horst Lichter übergeben, der sie in seiner halblegalen Hökershow „Bares für Rares“ verkloppt. Erst neulich tauchten auf der TV-Resterampe eine kaum gebrauchte Bundeslade und van Goghs verschwundene Mohnblumen überraschend auf.

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