: Halbierung „absoluter Armut“
betr.: „Mit 1,01 Dollar aus der Statistik“ (UN-Bericht über den Entwicklungsstand der Menschheit 2002), taz vom 9. 7. 03
Auf den ersten Blick scheint es ein wirklich hehres Ziel zu sein: Die Halbierung der „absoluten Armut“ innerhalb von 15 Jahren. Schaut man sich die Zahlen etwas kritischer an und nimmt einen Taschenrechner zur Hand, zeigt sich etwas ganz anderes: Bei einer jährlichen Inflationsrate des US-Dollars (andere Währungen scheinen unwichtig zu sein) von angenommen 1,50 Prozent müsste in 15 Jahren die Bezugsgröße bei 1,25 Dollar liegen. Wenn man weiterhin annimmt, dass 50 Prozent der „absolut Armen“ von weniger als 0,80 Dollar je Tag leben müssen, dann kann sich der geniale UN-Statistiker einfach in seinen bequemen Sessel zurücklehnen und 15 Jahre abwarten. Denn dann hat sich das Problem vollkommen von alleine gelöst.
Von Begriffen wie Kaufkraft und Wechselkursen bleibt der gemeine UN-Statistiker glücklicherweise verschont, es würde ihn ohnehin nur verwirren, zu wissen, dass man in den meisten Metropolen eher nicht mit einem lausigen Dollar pro Tag überleben kann. STEFAN SCHULER, Erlangen