piwik no script img

Kommentar (s.S.24)Halber runder Tisch

■ Berufskranke brauchen nicht zu hoffen

Bremen hat besonders viele Berufskranke, bei den Asbestkranken ist Bremen sogar deutsche Hochburg. Jährlich werden 250 Asbestosefälle an die Berufsgenossenschaften gemeldet. Die wenigsten werden entschädigt. Außerdem kommen jährlich rund Asbestlungenkrebsfälle dazu. Diese Kranken werden zwar fast alle entschädigt, sterben aber meist schon im ersten Jahr nach der Diagnose. Und so wird es weitergehen bis zum Jahr 2010. Denn Asbest, erst jetzt vollständig verboten, hat eine lange Latenzzeit.

Asbestkranke fordern seit Jahr und Tag politische Taten angesichts der sogar noch sinkenden Entschädigungszahlen. Vor einem Jahr gab es endlich eine Debatte in der Bürgerschaft. Dann Funkstille. Im Januar '95 endlich hat die Arbeitssenatorin einen Runden Tisch einberufen. Einen halben Runden Tisch. Denn geladen waren nur die Berufsgenossenschaften, nicht aber die Berufskranken. Herausgekommen sind Peanuts. Die Berufsgenossenschaften wiesen den Schwarzen Peter von sich. Nötig wäre ein regelmäßig tagender Runder Tisch mit allen Beteiligten, auf den jeder strittige Fall kommt. Damit käme die Senatorin ihrer Fürsorgepflicht nach.

Schön, daß die Grüne Christine Bernbacher das Thema zum Wahlkampfthema machen will. Vielleicht feuert das die Arbeitssenatorin von der SPD ein bißchen an. Wenn schon das Klagen der Nicht-Entschädigten sie so wenig rührt. Christine Holch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen