Hajo Schiff Hamburger Kunsträume: Gerüst aus Punkten
Das älteste Artefakt der Menschheit ist ein Stein mit zigtausend Jahre alten Linien. Vom Zählstrich zum Umrissbild, vom Fluchtpunkt-Raster zu Organigrammen oder Börsenkurven sind zur Linie addierte Punkte das Gerüst der visuellen Vermittlung, des Zeichnens, ja aller Kunst. Und mal hilft auch Linie-Aquavit oder eine Linie Koks.
Neun Künstlerinnen und Künstler von Fernando de Brito bis Jadranko Rebec nähern sich unter dem Titel „Straight, Crooked, Shaped“ dem Thema mit verschiedenen Medien, Techniken und Konzepten. Denn längst ist die Wahrnehmung so geschult, das Linien auch Flächen und ganze Räume erscheinen lassen. Im Marstall gegenüber vom Ahrensburger Schloss wird diese Gruppenausstellung jetzt Sonntag um 16 Uhr eröffnet (www.galerie-im-marstall.de).
Oder doch lieber in Hamburgs schönen Westen kommen? In der Parklandschaft am Falkenstein gibt es einen ungewöhnlichen Ausstellungsort: das Poolhaus am Grotiusweg. Es handelt sich um das elegant umgebaute einstige Hallen-Schwimmbad im Park der 1907 errichteten, später von Verlegerzar Axel Cäsar Springer bewohnten Villa, das seit drei Jahren – ohne Verbindung zu Verlag oder Familie – von einer privaten Stiftung für Kunst genutzt wird.
Dort zeigt die multiaktive Hamburgerin Birgit Dunkel in ihrer am Sonntag ab 16 Uhr zugänglichen Ausstellung „blanche obscur“ ab 18.30 Uhr die Performancefilme „Gefährliche Liebschaften“ und „Jumping City“, gefolgt von der Lesung „obscurer Poeme“ und einem Künstlerinnengespräch (www.poolhaus-blankenese.de).
Doch wenn die Familie nicht der Kunst an Vor-Orten hinterherlaufen, sondern lieber selbst künstlerisch arbeiten will? Bitte sehr: Alles fängt an mit der Malschule in der Kunsthalle. Die kann schon ihr 50. Jahr feiern, seit 20 Jahren gibt es dazu noch einen Förderverein. Zu diesem Doppeljubiläum der Museumspädagogik gibt es nächsten Samstag einen großen Familientag. Ausgehend vom durch Ólafur Elìasson gestalteten „Kinderzimmer“ starten Mitmachaktionen für alle Altersklassen und Führungen auch mit Musik. Es gibt eine Sonderausstellung von Malschulbildern und ein neues Buch zu „Kind und Kunst“.
Und für die dann professionell gewordenen Älteren noch eine Erinnerung: Schon Freitag, den 28. September, ist Abgabeschluss für die Bewerbung zum Arbeitsstipendium 2019 der Freien und Hansestadt Hamburg (www.hamburg.de/bkm/kunst-arbeitsstipendien).
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