: Hackfisch für Greenpeace-Ökostrom?
Fischereiverbände laufen gegen den Bau eines Wasserkraftwerks in Bremen Sturm: Die Turbinen seien „Fischhäckselanlagen“. Die Planer dagegen versprechen, neue Standards im Fischschutz zu setzen
Sie haben an alle gedacht, eigentlich. An die Lachse und Meeresforellen, die meist ganz oben schwimmen. An die Aale und Neunaugen, die sich knapp über dem Boden flussabwärts schlängeln. Und an alle anderen Fische, die in mittleren Tiefen gen Nordsee treiben. Sie alle sollen dereinst im sicheren Bypass landen, der sie, fernab jeder Turbinenschaufel, in die Unterweser leitet. Die Planer des Wasserkraftwerks am Weserwehr in Bremen haben den Fischschutz hoch gehängt.
Trotzdem drohen dem Projekt langwierige Gerichtsverfahren. Fischereiverbände von Bremen bis Hessen geißeln die Turbinen, die einmal für 12.500 Haushalte Strom erzeugen sollen, als „Fischhäckselmaschine“ an äußerst neuralgischer Stelle. Der Verband deutscher Sportfischer will sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen – müssen doch sämtliche Wanderfische im sechs Bundesländer umfassenden Einzugsgebiet der Weser die Staustufe in Bremen passieren. Eine Kölner Kanzlei sucht derzeit nach Fehlern in den Plänen. Weder die Wasserrahmenrichtlinie noch die FFH-Richtlinie der EU sei ordentlich berücksichtigt worden, heißt es.
„Es gibt keinen wirksamen Fischschutz“, sagt Rolf Libertin, Vizepräsident des Bremer Landesfischereiverbands. Vom Bypass um die Turbine ist er nicht überzeugt. Ganz anders der Bremer BUND. Das Kraftwerk, an dem auch eine Tochtergesellschaft von Greenpeace Energy mitplant, sei nicht nur „ein erheblicher Beitrag“ zu einer umweltfreundlichen Stromversorgung, sondern auch „ein außerordentlich vorzeigbares Modell für Fischpassierbarkeit“. 100-prozentigen Fischschutz könne es aber nicht geben. „Dann könnte man gar keine Wasserkraftwerke mehr bauen“, sagt BUND-Geschäftsführer Martin Rode.
Auch für Michael Schirmer, Fischexperte an der Bremer Uni und von den Planern des Wasserkraftwerks als Berater hinzugezogen, haben sich die Fischereiverbände den falschen Gegner ausgesucht. Dank der „völlig neuartigen Technologie“ könnten das Greenpeace-Kraftwerk in Bremen einmal 80 bis 90 Prozent der abstiegswilligen Fische schadlos passieren. Wohingegen die sechs e.on-Wasserkraftwerke flussaufwärts von Bremen maximal über rudimentären Fischschutz verfügten: einfache Einlaufgitter mit Stababständen von bis zu 9 Zentimetern. Hier, schätzen Biologen, kommt nur jeder dritte Fisch unbeschädigt von oben nach unten.
Die Darstellung von e.on, wonach „die Wahrscheinlichkeit, dass Fische an unseren Weser-Kraftwerken verletzt werden, sehr gering ist“ und „absteigende Fische die Kraftwerke im Normalfall unverletzt passieren“, hält Schirmer für „Schönfärberei“. Hätten die Fischereiverbände einst mit derselben Vehemenz, mit der sie jetzt gegen den Neubau Sturm liefen, Nachrüstungen der bestehenden Kraftwerke gefordert, „wären wir heute schon weiter“.
Für die Sportfischer sind die e.on-Kraftwerke indes kein Thema. Ihnen geht es um den geplanten Neubau. Besser als jede Schadensminimierung, so Verbands-Vizepräsident Christian Uhlitsch, sei es, „den Grund des Schadens zu vermeiden“. sim