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Hacke, Spitze, Außenrist ...

■ Rodolfo Cardoso vertreibt HSV-Sorgen – Werder Bremen aber sinkt immer tiefer

Dafür, daß es um nichts mehr ging, ging es um eine ganze Menge. Der Hauptdarsteller des Sonnabendnachmittags, HSV-Mittelfeldspieler Rodolfo Cardoso, brachte auf den Punkt, worum es ging beim Spiel Werder gegen HSV in Hamburg: „Die Zukunft entscheidet sich nicht in einem Spiel.“

Beide Mannschaften taten von Beginn an alles, um den Nachmittag zu einem für die größere Hansestadt gelungenen Event werden zu lassen. Der HSV machte Druck, insbesondere über seine starke linke Seite (Spörl und Mason), trefflich ergänzt durch den Argentinier Cardoso, und der SV Werder störte nicht. Werder ohne alles: ohne Ideen, ohne Aggressivität, ohne mannschaftlichen Zusammenhang, ohne Emotionen, ohne Begeisterung.

Cardoso blieb bis auf gelegentliche gefährliche Begegnungen mit Eilts während des gesamten Spiels nahezu unbehelligt. Er nutzte dies, um das Spiel mit allerlei Kunststückchen zu garnieren: Hacke, Spitze, Außenrist, lange Pässe und – welch geglückte Dramaturgie – die 1:0-Führung bereits nach sechs Minuten. Damit ebnete die Bremer Leihgabe dem HSV den Weg zum 3:2 (2:0) im Nordderby gegen einen desolaten SV Werder.

So unbehelligt wie Cardoso blieben am Sonnabend auch Spörl und Mason, als sie ihren Anteil zum gelungenen Fußballnachmittag beisteuerten. Nach der raschen Führung sorgte Harald Spörls achter Saisontreffer nach Ablauf einer vierwöchigen Rot-Sperre in der 18. Minute für klare Verhältnisse. In der 61. Minute erzielte Ersatzstürmer Michael Mason bei seinem ersten Saisoneinsatz nach einem Alleingang das 3:0. Werder sorgte in der Schlußphase für ein bißchen Kosmetik am Ergebnis: Im Zweikampf mit Hobsch bugsierte Kovacevic den Ball über die eigene Linie. Bode gelang in der Schlußminute noch das zweite Bremer Tor per Kopf.

Kein grün-weißes Feuer also. Einzig die Bremer Kurve hatte vor dem Spiel versucht, etwas Begeisterung auflodern zu lassen – es blieb aber auch hier bei einem durch Nebelkerzen verräucherten Sichtfeld. „Es ist vielleicht ein bißchen hart ausgedrückt, aber irgendwie waren wir im Tiefschlaf.“Zumindest bei der Spielanalyse war Bremens Brand hellwach.

Daß der HSV immerhin durch zwei Gegentore Schwierigkeiten bekam, darum ging es aber anschließend gar nicht mehr. „Wir wissen, was Rodolfo kann. Wenn er immer so wie heute spielen würde, wäre das Hick-Hack um eine Verpflichtung nie ein Thema gewesen." HSV-Manager Wehmeyer richtete die Augen aller nachSpielende wieder auf das Wesentliche. Die Zukunft des HSV, so schien er andeuten zu wollen, wird sich wahrscheinlich nicht auf dem Immobilienmarkt Mecklenburg-Vorpommerns entscheiden.

Der 28jährige Cardoso jedenfalls hat in seinem 17. Bundesliga-Einsatz für die Hamburger gegen seinen Ex-Klub nach zuvor überwiegend dürftigen Vorstellungen die überzeugendste Kaufempfehlung geliefert. Kurz vor Ablauf der Frist am 15. Mai dürfte es zwischen den beiden Klubs nur noch um den Preis für die endgültige Verpflichtung gehen. Cardoso soll drei bis vier Millionen Mark Ablöse kosten. Michael Jatzeck/dpa

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