piwik no script img

■ Haases StraßenumbenennungenTarnkappenbomber

Verkehrssenator Herwig Haase geht bei seinen Attacken gegen die ungeliebten Straßennamen sozialistischer Vergangenheit vorsichtiger, aber nicht weniger dreist vor. Weil sein Umbenennungswahn gegen den Bersarinplatz kürzlich einen Dämpfer erhalten hatte, versucht er nun als Tarnkappenbomber verlorenes Terrain wiederzugewinnen. Im Meldungswust versteckt und vom öffentlichen Radar schwer zu erfassen, landete er im Amtsblatt eine Umbenennungs-Bombe, die schwer zu entschärfen sein wird. Ungeachtet der Koalitionsaussage, in dieser Legislaturperiode keine Straßennamen mehr zu schleifen, damit das Thema im Wahlkampf kein Getöse macht, hat Haase nun per „Verkündigung“ die Umbenennung terminiert: Im November soll Clara Zetkin der Kurfürstengattin Dorothea weichen, der bulgarische Kommunist Dimitroff der altdeutschen Reichsstadt Danzig und der Spanienkämpfer Hans Beimler dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD). Damit die reaktionäre Sache rund wird, kommt Axel Springer gleich mit aufs Schild.

Daß Einspruchsfristen für Bürger und Bezirke im Sommerloch versteckt und die „Wirksamkeit“ der Neustraßen gleich nach der Abgeordnetenhauswahl beschieden wurde, bedeutet einmal mehr Haases Abkehr vom öffentlichen Diskurs. Die Haase-Attacke ist damit wieder Wahlkampfthema. Doch in der SPD hat scheinbar niemand das Amtsblatt gelesen oder ein Interesse, alte Suppentöpfe aufzumachen. Spürt dort niemand die Anmaßung? Oder gehen die farblosen Genossen jedem möglichen Konflikt kampflos aus dem Weg? Daß Ingrid Stahmer darüber hinaus das Thema Clara Zetkin und deren Kampf für die Frauenrechtlerin nicht zu ihrer Sache macht, stimmt schon ärgerlich. Rolf Lautenschläger

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen