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HSV im ZwielichtGeruchsstörung beim HSV

Der HSV hat 1,3 Millionen Euro Siegprämie bei einem fragwürdigen Fußballturnier in Südkorea kassiert: Hinter dem "Peace Cup" steht die Moon-Sekte.

Zwielichtiger Pokal: Sektenführer Sun-Myung Moon ehrt den Hamburger SV. Bild: dpa

Der Gewinn des „Peace Cups“ wird auf dem Briefpapier des Hamburger Sportvereins keinen Niederschlag finden. Auch auf den Wimpeln nicht, und ein Trikot wird es ebenfalls nicht geben. Dabei brachte das Turnier, das vom 19. bis 22. Juli in Suwon, 50 Kilometer südlich von Seoul, stattfand, 1,3 Millionen Euro in die Kassen.

Es existiert ein Foto, auf dem HSV-Trainer Thorsten Fink, HSV-Vorstand Joachim Hilke und Charles Kim einen Vertrag unterschreiben. Sie sitzen in einer Loge des HSV-Stadions. Kim ist Generalsekretär der Sunmoon Peace Football Foundation, die den Peace Cup ausrichtet. „Pecunia non olet“, sagt der Lateiner. Aber der Peace Cup und die Prämie, die riechen schon.

Bei der Siegerehrung in Suwon kam ein alter Mann auf die Bühne – während des Feuerwerks, sehr schön, sehr professionell, dieses Feuerwerk, berichten Augenzeugen. Der alte Mann überreichte den Peace Cup. Er heißt Sun Myung Moon und hat das biblische Alter von 92 erreicht. Mit 15 Jahren erschien Moon am Ostersonntag Christus und bat ihn, seine Mission weiterzuführen. Seitdem sieht sich Moon als Christus’ Nachfolger und Vollender.

Moon ist ein reicher Mann und führt eine Sekte, die früher Vereinigungskirche hieß, und sich heute in Deutschland „Tongil-Gyo Vereinigungsbewegung“ nennt. Eingebürgert hat sich das Wort „Moonies“.

Es gibt Menschen auf der Welt, die halten „Reverend Moon“, den männlichen Teil der „Wahren Eltern“, wie er sich und seine Gattin Hak-Ja Han nennt, für gefährlich. Von 1995 bis 2006 bestand ein Einreiseverbot des deutschen Bundesinnenministeriums für Moon und Frau. Die Begründung lautete, dass die „Moonies“ zu den Jugendsekten und Psychogruppen gehören, deren Aktivitäten junge Menschen gefährden können.

Im November 2006 wurde diese Verfügung vom Bundesverfassungsgericht aus Gründen der Religionsfreiheit aufgehoben und ans Oberverwaltungsgericht (OVG) Rheinland-Pfalz zurückverwiesen. Das OVG hob das Einreiseverbot im Mai 2007 auf, weil nur erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung oder die nationale Sicherheit derartige Einreiseverbote begründen können. Japan lässt Moon nicht rein.

Der Peace Cup

Das Turnier wird seit 2003 alle zwei Jahre ausgetragen - 2012 fand es allerdings mit einem Jahr Verzögerung statt.

Ausgerichtet wird der Cup von Sunmoon Peace Football Foundation, die eng mit der Moon-Sekte verbunden ist.

Bisherige Gewinner waren PSV Eindhoven, Tottenham Hotspur, Olympique Lyon und Aston Villa.

Als deutscher Club hat außer dem HSV nur noch 1860 München im Jahr 2003 daran teil genommen.

So schlecht wie 2012 war die Besetzung noch nie: es traten nur vier Mannschaften an. Bei den vorigen Cups waren es acht Mannschaften gewesen, im Jahr 2009 sogar zwölf.

Offiziell soll der "Peace Cup" zur Völkerverständigung beitragen und helfen, Ideologien zu überwinden.

Angeblich werden die gesamten Gewinne, die mit der Vermarktung des Wettbewerbes erzielt werden, an Hunger leidende Kinder in Asien und Afrika gespendet.

Beim bisher letzten Besuch von Reverend Moon in Deutschland, am 19. Mai 2011 im Berliner Tempodrom, war Friedmann Eißler von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen dabei. Im Tempodrom erklärte Moon, der Himmel habe durch die „Wahren Eltern“ offenbart, dass am 13. Januar 2013 „der tatsächliche Beginn“ sein wird. „Auch wenn etwas unklar blieb, was da genau beginnen wird“, sagt Eißler, „so war doch unüberhörbar, dass in der Zeit bis zu jenem ’D-Day‘ der Weltgeschichte, die Menschheit den Weg einschlagen muss, Moon zu folgen, seine Bücher zu studieren, sich segnen zu lassen und so der heiligen Regentschaft des Friedens und des Glücks entgegenzugehen.“

Moon, der stets mit donnernder Stimme spricht, verkündete in Berlin, dass „die Wahren Eltern dafür verantwortlich sind, der gesamten Menschheit das ewige Leben zu bringen“. Wenn sich die Menschheit nicht von Moon bekehren lässt, läuft es ab dem 13. Januar 2013 richtig mies.

Moon kann sich den Peace Cup leisten, bei dem er alle Unkosten der Teilnehmer übernimmt, weil er ein paar Zeitungen besitzt, in den USA, in Uruguay, dort außerdem eine Druckerei, die drittgrößte Bank des Landes und das beste Hotel in Montevideo. Er verdient am Handel mit Ginseng und angeblich auch am Import von Sushi in die USA. Aber das weiß man nicht genau.

Es ist manches dunkel im Reiche Moon. Düster ist seine Vorstellung von der satanischen Blutslinie, die seit dem Sündenfall Adams und Evas die Welt beherrscht. Er vertritt eine demagogische Lehre, die mit der Vorstellung einer freien Gesellschaft nicht zu vereinbaren ist. Keine Überraschung, dass Moon gute Beziehungen zu Nordkoreas Diktator Kim Il Sung hatte.

Mit diesem bemerkenswerten Mann hat der HSV zusammengearbeitet. „Wir wussten, wer hinter dem Peace Cup steckt“, sagt HSV-Pressesprecher Jörn Wolf, „auch dass Moon der Geldgeber ist, war uns bekannt.“ Bei der Vertragsunterschrift habe der HSV „klar gestellt“, dass „wir bei diesem Turnier nicht teilnehmen, um uns zu irgendwas zu verpflichten“, und dass „sich der HSV nicht vor einen Karren spannen lässt“. „Das hat Moon auch nicht probiert“, so Wolf.

Im Unterschied zu Wolf sieht Kirchenmann Eißler den Karren, vor den sich der HSV hat spannen lassen, ziemlich deutlich. Er findet es fragwürdig, „wenn man sich für eine Veranstaltung wie den Peace Cup hergibt“, weil die Moon-Sekte auf der Homepage des Wettbewerbs und auch sonst mit dem HSV renommiert. Eißler fragt sich: „Warum tut man das?“ Er geht davon aus, „dass beide Seiten etwas davon haben“. Der HSV das Geld, und Moon „die Publicity“.

Das Finale des Peace Cups 2012 gewann der HSV gegen Südkoreas Rekordmeister Seongnam Ilhwa Chunma. Einer der beiden Klubs gehört Moon schon.

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12 Kommentare

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  • B
    BSR

    Wen wunderts denn noch wenn König Fussball zur Hure irgendwelcher Spiriphantasien wird. Mystifix Löw jedenfalls hat eindrucksvoll bewiesen das an diesem ganzen "Heilmeinenergiefeldgeschwafelhokuspokus" nichts dran ist. Mit Shamballabändchen aus dem Hause Wempe für schlappe 2000 Ocken das Stück wollte man den Gegner wohl schon im Vorfeld entenergetisieren. Froh kann man sein das der Saft nicht schon in der Vorrunde raus war. Fussball steht in der deutschen Medienlandschaft recht gut da, da wollen die Spiris sich mit ihrem kruden Zeugs mit einklinken.

  • U
    Urgestein

    Apropos "Werder und die blanke (Hühner-)Brust" - die Bremer haben jetzt doch eine neue Trikotwerbung!

     

    Und wer glaubte, "schlimmer geht nimmer!", sieht sich wohl eines "Schlimmeren" belehrt. Jedenfalls laufen die Fans schon mal Sturm gegen den neuen Hauptsponsor "Wiesenhof", der zuletzt Schlagzeilen produzierte, weil eine große amerikanische Fastfood-Kette ihn wegen "hygenischer Mängel" ausgelistet hatte. Immer wieder mal durchsickernde Nachrichten über Tierquälerei im Maßstab organisierter Bandenkriminalität, Untreue und Subventionsbetrug tun ein Übriges, daß sich der Konzern nun bemüßigt sieht, sein Image ein bisschen "grün- und weiss" zu waschen.

     

    Auf dem Rücken von Werders Image.

     

    Ach, aber leider hat ja Herr Repplinger schon Redaktionsschluss für diesen Monat und die Scheuklappen wieder fest an die Augen gedrückt.

     

    Übrigens hat auch Pele schon für den "Peace-Cup" geworben, der auch von der FIFA unterstützt wird, nicht zuletzt weil die Einnahmen desselben laut Veranstalter "an hunger- und notleidende Kinder in Afrika und Asien" (Wikipedia) gehen.

     

    Da hat Werder es doch mit Wiesenhof besser getroffen: hier gehen lediglich die Kadaver zwar not- aber nicht gerade hungerleidender Hühner an Besitzer von Fastfood- und anderen Restaurants, sowie Kühltheken diverser Supermarkt-Ketten. Und von den Einnahmen kriegen die Bremer jetzt auch ihren Teil.

     

    Doch wer darüber informiert werden will, der sollte wohl besser nicht die taz aufschlagen. Schade eigentlich.

  • S
    Schillerkiez

    Oha, da glaubt jemand etwas anderes als die etablierten Protestanten oder Katholiken in Deutschland. Gemeingefährlich! Was genau, weiß man leider nicht -- dann muss man es halt irgendwie gefährlich wirken lassen, einen Diktator im Text vorkommen lassen oder so. Schön wäre vielleicht auch ein entfernter Verwandter, der auf Faschismus steht.

    Dann reicht es irgendwann und der TAZ-Journalist schreibt:

    "Mit diesem bemerkenswerten Mann hat der HSV zusammengearbeitet."

    Puuh, Artikel geschafft. Kreuzworträtsel, Wochenende!

     

    Tipp: Die sportliche Sicht hätten den Artikel sogar ganz interessant gemacht. So ein Trip ist nämlich großer Bullshit in sportlicher Hinsicht. Aber wen interessiert das schon, wenn es um einen Fußballverein geht.

  • D
    Dirk

    Lieber Herr Repplinger,

     

    was sind eigentlich "Unkosten"?

     

    Gruß

    Dirk

  • L
    lol

    "Das Finale des Peace Cups 2012 gewann der HSV gegen Südkoreas Rekordmeister Seongnam Ilhwa Chunma. Einer der beiden Klubs gehört Moon schon."

    Na da sieht die taz ja schon den zweiten Kühne... wie der HSV zur Fremdbestimmung steht, hat er ja zum Glück schon gezeigt.

    Wenn man sonst nicht negatives zum HSV berichten kann, ist er halt schon Mitglied einer Sekte. Unglaublich!

  • U
    Urgestein

    Jaja, dem Sun-Myung Moon sollte die taz uuunbedingt einen Artikel in der beliebten Wahrheit-Rubrik "Schurken, die die Welt beherrschen" widmen. Der Mann verfügt ja in Deutschland über wahre Heerscharen an Anhängern (geschätzte 1200), da kann es Herrn Repplinger gar nicht hoch genug angerechnet werden, hier rechtzeitig den Teufel an die Wand zu malen. Auch die "enge Freundschaft" zwischen dem "großen Führer" Nordkoreas, Kim Il Sung, und dem erklärten Antikommunisten Moon paßt wohl am besten auf die letzte Seite der taz, wie die zumindest angedeutete Bemerkung, letzterer würde seine Finger schon nach den Rothosen ausstrecken.

     

    Spätestens hier sollte der aufmerksame Leser bemerkt haben, dass der Autor unter akuter Sommerlochs-Depression leidet oder/und dringend sein Konto mit ein paar aus den Fingern gesogenen Belanglosigkeiten aufbessern muss. Realismus und Sachlichkeit der Berchiterstattung müssen da schonmal hintenanstehen.

     

    Bloss gut, dass die regionale Konkurrenz, welcher der Autor wohl deutlich näher zu stehen scheint, sich gerade keinen Trikotsponsor leistet. Da muss man nicht mit verbisseener Miene Sportwettabzocker, Textildiscounter auf dem Rücken von Kinderausbeutung oder (So-geht-)Bescheisser-Banking ignorieren. Könnte die grün-orange Brille ja glatt 'nen Sprung bei kriegen...

  • H
    Heinser

    Beim HSV wird es definitiv spätestens ab dem 13.1.13 mies laufen ... Ich befürchte, auch schon vorher!

  • HD
    Hans Dampf

    Wieder mal die übliche Hetze gegen den HSV des mittlerweile etablierten Revolverblatts....

     

    Aber was kümmert es die Eiche, wenn die sau sich daran kratzt ???

  • J
    JournPack

    Wenn Journalisten keinen Bock mehr haben immer nur über die gleichen Themen zu schreiben, wird gesucht, bis sie Etwas finden, in dem sie sich suhlen können.

    Warum kehrt ihr Reporter nicht mal vor Eurer eigenen Haustür?

    Da liegt bestimmt genug Dreck rum.

    Wahrscheinlich unterliegen die Kommentare hier, einer Zensur. Wer nicht schreibt,

    wie es gewünscht ist, dessen Kommentar wird nicht gebracht.

    Es gibt so viele andere Themen, die wichtiger sind als dieses. Aber nen, es geht ja um den HSV. Der steht bei den meisten Journalisten, auf der roten (Abschuß)liste!

    TAZ go home...

  • SM
    Stefanie Müller

    Mich verwundert etwas, dass nicht ein paar Auserwählte aus dem HSV aufgeschrien haben, ob dieser unglaublichen Geschichte.

    Ich erinnere mich daran, dass ein Spiel gegen eine Mannschaft, die von Red Bull gesponsert wird, abgesagt wurde.

  • D
    dennis

    der hsv macht es einem wirklich schwer fan zu sein. das tut echt weh manchmal. da muss ich wohl zu altona 93 gehen.

  • M
    Mondbär

    "Einer der beiden Klubs gehört Moon schon." - Journalisten sind einfach nur niedlich...