■ HOLLANDS GEFÄHRLICHE BLUMENFELDER: Giftige Hyazinthen
Giftige Hyazinthen
Den Haag (dpa) — Der massive Einsatz von Chemie bei der Herstellung niederländischer Blumen hat nicht nur Umweltschützer, sondern auch die Regierung in Den Haag auf den Plan gerufen. Es geht um ein Milliardengeschäft, einen der wichtigsten Exportzweige der niederländischen Wirtschaft. Für etwa sechs Milliarden Mark exportieren die Niederlande jährlich Zierpflanzen, wovon der größte Teil nach Deutschland geht. Ins Schwärmen geraten beim Anblick der riesigen Blumenfelder nicht nur deutsche Touristen, sondern auch Chemie-Industrielle: Auf einem Hektar der berühmten holländischen Tulpe landen jährlich 78 Kilogramm an chemischen Bekämpfungsmitteln. Dabei liegt die Tulpe noch günstig in der Giftskala. Auf Hyazinthenfeldern sind es nach einer Statistik des Umweltschutzverbandes Südholland 362 Kilogramm. Hollands Blumenzwiebelzüchter verbrauchen dreißigmal soviel Chemie wie der durchschnittliche deutsche Landwirt, rechnete der Verband aus. Allein im Blumenzwiebelanbau würden pro Jahr zwei Millionen Kilo chemische Bekämpfungsmittel verarbeitet. Hinzu kommen 16 Millionen Kilogramm an Kunstdünger. Die niederländische Organisation für angewandte naturwissenschaftliche Forschung (TNO) fand heraus: Bei den bisher gebräuchlichen Sprühmethoden geht ein Viertel der versprühten Chemikalien in die Luft über. Allein in einem 3.200 Hektar großen Treibhauszentrum bei Den Haag entweichen nach TNO- Berechnungen jährlich Giftschwaden, die 80.000 Kilogramm Chemikalien transportieren. TNO in ihrem Urteil über holländische Blumenfelder: „Schön, aber nicht ungefährlich“. Die niederländische Regierung hat nun die TNO-Forscher eingeschaltet, die nach und nach Giftigkeitsprofile aller Risikostoffe im Gartenbau erstellen wollen. Zwei dieser Stoffe sollen bereits zum 1.Juli dieses Jahres verboten werden, und zwar zum Schutz der Arbeiter in den Blumenfeldern, die laut TNO bei ihrer Arbeit chemischen Einwirkungen ausgesetzt sind, die fünffach höher als die Norm sind. Der Verband der Blumenzwiebelhersteller lief bereits Sturm gegen das Verbot und erklärte, die Gefährlichkeit der Stoffe sei nicht hinreichend erwiesen. Der Verband bezweifelte den wissenschaftlichen Wert der Untersuchung durch die unabhängigen TNO-Forscher und bat das Parlament, vor einem Verbot entsprechende Untersuchungen der chemischen Industrie abzuwarten.
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