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■ H.G. HolleinIs' Tango

Die Frau, mit der ich lebe, hat sich entschlossen, ein paar partnerschaftliche Defizite einzuklagen. Eins davon ist die gemeinsame rhythmische Bewegung zu einer feststehenden Abfolge von Tönen. Ich kann aber nun mal nicht tanzen. Zwar bin ich durchaus guten Willens, aber die Gefährtin findet, bei einem Foxtrott stellte ich mich ungefähr so elegant an wie ein Rüde, der seine Erwählte in eine geeignete Ecke drängeln will, nur andersrum eben. Das kränkt mich. Die Gefährtin schwärmt doch schließlich dauernd davon, daß tanzen etwas ungeheuer Erotisches hat. Was das heißt, kann ich beobachten, wenn sich die Gefährtin mit einem anderen Kerl im Walzertakt wiegt. Die Gefährtin hat nämlich in ihrer nordhessischen Tanzstunde vor langen Jahren etwas gelernt, das sie als „Wiegeschritt“ zu preisen nicht müde wird. Diese Finesse kennt aber außer ihr offenbar niemand mehr, und ich erwarte jedesmal mit einer gewissen Vorfreude den Moment, wenn das linke Bein der Gefährtin im Schritt ihres Partners einfach stehen bleibt. Ich kann mich nicht entsinnen, daß einer dieser Herren je den Wunsch nach einer Zugabe geäußert hätte. Das heißt allerdings auch, daß die Gefährtin wieder erwartungsvoll vor mir steht. Genauer gesagt, sie blickt zu mir auf. Und bei einem Größenunterschied von 30 Zentimetern schwebt sich's nun mal nicht allzu elegant übers Parkett. Also gilt es, nach Alternativen zu suchen, die das drängende motorische Wollen der Gefährtin mit meinen beschränkten Fähigkeiten in Einklang bringen. Ich denke da etwa an den klassischen Apachen-Tango. Dabei steht der Typ meist nur mit verschränkten Armen rum, während sich die verstoßene Gefährtin in Netzstrümpfen und einem schwarz-rot gestreiften knappen Pulli auf alle möglichen Arten um ihn rumringelt. Das könnte vermutlich sogar ich gerade noch schaffen.

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