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■ H.G. HolleinUpdate

In dem Büro, in dem ich täglich sitze, wird Weiterbildung groß geschrieben. Aber kostenneutral soll sie sein. Deshalb kramt der Chef gelegentlich in seinen alten Studienunterlagen und drückt mir – „Sie machen das schon!“ – zur Mitarbeiterschulung das eine oder andere Broschürchen in die dankbar ausgestreckte Hand. So entnehme ich denn dem „Taschenlexikon der Datenverarbeitung von 1967“ den aufmunternd-frustrierenden Hinweis, daß „Textverarbeitung zu rationalisieren“ zwar „ein neues Ziel“ sei, aber leider “bisher noch rückständig organisiert“. Immerhin verweist das Werk aus dem Forkel- Verlag aber auch auf die Existenz eines „Nullfehlerprogramms“. Das ist „ein betriebliches Lenkungssystem, das die Mitarbeiter zur Gewissenhaftigkeit bringt“, so daß „jeden Tag im gesamten Betrieb ohne Fehler gearbeitet wird“. Zeitlos beruhigend ist auch die Feststellung, daß „Lochungen das Ergebnis des Lochens“ sind und daß eine „Locherin“ – auch „Datentypistin“ genannt – eine berufliche Anlernstufe in der Datenverarbeitung ist. „Mannjahre“ hingegen bezeichnen „die Meßzeit, die ein Programmierer zur Erledigung einer Aufgabe braucht“. Gar nicht freuen wird den Chef der Hinweis, daß „Großrechenanlagen bei 64.000 Kernspeicherstellen beginnen“ und die Monatsmieten für selbige Anlagen so ab „ca. 60.000 DM“ liegen. „Computer“ werden übrigens „volkstümlich Elektronengehirn“ genannt, und „kompatibel“ bedeutet soviel wie „vertragbar“ oder „verträglich“. Und dann wäre da noch das „Flip-flop“, eine „bistabile Kippschaltung“, bestehend aus einem „gekoppelten Röhrenpaar, das einen von zwei möglichen Zuständen aufnimmt, ja oder nein“. Was „Abfühlbürsten“ sind, sollte ich vor den Ohren der jüngeren Kolleginnen aber wohl nicht näher ausführen. Sonst wird am Ende extra meinetwegen die „Nullunterdrückung“ eingeführt. Das ist nämlich „ein Schaltungsbefehl zur Unterdrückung von führenden (linksstehenden) Nullen“.

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