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HEW-Chef Farnung „einvernehmlich“ gefeuert

■ Großes Stillschweigen über die Gründe / „Wechselseitig keine Vorwürfe“

Der Vorstandsvorsitzende der Hamburgischen Electricitätswerke AG (HEW), Roland Farnung, ist gestern überraschend aus dem Unternehmen ausgeschieden. Die Voraussetzungen für eine „vertrauensvolle weitere Zusammenarbeit sind beiderseits nicht mehr gegeben“. So lapidar verlautbarte die HEW-Pressestelle gestern mittag in einer lediglich acht Zeilen kurzen Mitteilung den Rausschmiß des Chefs.

Nach einer Sitzung des Aufsichtsrats am Montag seien Farnung und die HEW übereingekommen, die Zusammenarbeit zu beenden, „ohne daß sie sich deshalb wechselseitig Vorwürfe machen“. Farnungs Ausscheiden sollen nach weitergehenden Informationen aus dem Aufsichtsrat „keine inhaltlichen Differenzen“ zugrunde liegen. Vielmehr hätten sich bereits seit längerem „atmosphärische Fragen der Zusammenarbeit“ gestellt, die „nicht mehr so gedeihlich“ gewesen sei.

Kritiker sollen Farnungs Fähigkeiten zur „Einschätzung der eigenen Position“ bezweifelt und „Fehleinschätzungen in mehreren Sachfragen“ moniert haben. Zum endgültigen Bruch zwischen Farnung und der HEW hätten Gespräche um die anstehende Vertragsverlängerung für den Vorstandsvorsitzenden geführt, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft.

Gut unterrichtete Kreise wollen wissen, daß es seit längerem Uneinigkeiten zwischen Farnung und dem Aufsichtsratsvorsitzenden der HEW, Umweltsenator Fritz Vahrenholt, gegeben habe. Farnung habe dessen Kurs des moderaten Ausstiegs aus der Atomkraft „so nicht mittragen“ wollen.

Vahrenholts Pressesprecher Kai Fabig mochte diese Gerüchte gegenüber der taz „weder bestätigen noch dementieren. Ich kann dazu gar nichts sagen“.

Der 53jährige Betriebswirt und Finanzfachmann führte die HEW seit September 1985 und war zuvor Vorstandsmitglied der Schubert & Salzer AG in Ingolstadt. Unter Farnung bemühte sich die HEW, neben Kernkraft, Kohle und Gas auch andere Energiequellen zu nutzen.

Das ehrgeizigste Projekt, der Import von norwegischem Strom aus Wasserkraft durch ein milliardenteures Seekabel, scheiterte jedoch an der norwegischen Regierung.

smv

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