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HERTHA-NIEDERLAGE IN BREMENGroßer Kampf nicht belohnt

Hertha BSC verliert mit neun Leuten gegen Werder Bremen kurz vor Schluss mit 1:2.

Da sah der erste Rot: Christian Lell musste raus. Bild: dpa

Irgendeine Serie musste zu Ende gehen: Entweder durch Herthas erste Auswärtsniederlage in diesem Jahr oder Werders ersten Punktverlust dieser Saison im eigenen Stadion. Tabellenplatz und Statistik sprachen zwar eindeutig für die Bremer, die seit Herthas Wiederaufstieg 1997 gegen keinen anderen Gegner so oft gewonnen hatten. Der 2:1-Erfolg vor 14 Tagen bei Borussia Dortmund ließ die Berliner dennoch optimistisch an die Weser reisen. Zumal Trainer Markus Babbel personell aus dem Vollen schöpfen und auch auf die zuletzt angeschlagene Sturmspitze Ramos zurückgreifen konnte. Dementsprechend mutig begannen die Herthaner und wurden schon in der 3. Minute belohnt: Ramos nutze aus kurzer Entfernung eine Flanke von Raffael und eine ungeordnete Bremer Deckung zum 1:0 aus kurzer Entfernung. Die Bremer, bei denen Ekici im zentralen Mittelfeld den Vorzug vor Marko Marin erhielt, antworteten mit wütenden Gegenangriffen aus, denen zunächst aber keine zwingenden Chancen hervorgingen. Bei ihren hektischen Bemühungen produzierten die Bremer gegen die laufstark und massiert verteidigenden Berliner immer wieder Fehlpässe, die Raffael und Ramos immer wieder zu schnellen Kontern nutzten. Wenn es bei Werder nicht läuft, haben sie immer noch eine Lebensversicherung mit dem Namen Claudio Pizarro. Der Peruaner übersprang in der 23. Minute die Innenverteidigung und drückte eine Fritz-Flanke am überraschten Thomas Kraft vorbei ins Eck. Den Herthanern fiel es nun zunehmend schwer, den Angriffsfluss der Bremer Raute zu bremsen, die Räume im Mittelfeld eng zu machen. In der 34. Minute prüfte Aaron Hunt kurz nacheinander Torwart Kraft und den linken Torpfosten. Einmal noch kamen die Berliner vor der Halbzeit gefährlich vor das Bremer Tor, vergaben aber eine Freistoßchance an der Strafraumgrenze, nachdem Ramos gefoult worden war. Die Grün-Weißen blieben zu Beginn der 2. Halbzeit spielbestimmend, ohne die Berliner wirklich in Verlegenheit zu bringen. Das taten diese ab der 58. Minute dann selbst. Erst stieg der bereits verwarnte Christian Lell völlig übermotiviert gegen Andreas Wolf ein und wurde von Schiedsrichter Felix Brych vom Platz geschickt. Hertha schien die Unterzahl überraschend gut wegzustecken, da schoss der ebenfalls schon gelb-belastete Ramos den Ball nach einer Entscheidung gegen sich wütend weg und durfte Lell unter die Dusche folgen. Markus Babbel reagierte mit der Einwechslung von Christoph Janker und Fabian Lustenberger für Patrick Ebert und den gerade erst gekommenen Ben-Hatira. Die ungewöhnliche Konstellation verwirrte zunächst hauptsächlich die Bremer, die lange brauchten, um ein Gefühl für die neuen Freiräume zu bekommen und sich oft in überflüssige Einzelaktionen verzettelten. So gelang es den Blau-Weißen immer wieder, sich aus der Umklammerung zu befreien und über Raffael und Lustenberger Entlastungsangriffe zu initiieren. In der 79. Minute kam der Brasilianer sogar bis zur dahin größten Chance der 2. Halbzeit und scheiterte aus zehn Metern nur knapp. Zwei Minute später erzielten die Bremer eine Doublette des Ausgleichtreffers, nur dass Pizarro sich diesmal aufgestützt haben soll. Das erregte Thomas Schaaf so, dass er auf die Tribüne verbannt wurde. Außer zahlreichen gelben Karten auf beiden Seiten brachte die hektische Schlussphase bis zur dritten Minute der Nachspielzeit nichts Zählbares mehr hervor. Kraft hielt noch einen Freistoß des eingewechselten Naldo und als alle auf den Schusspfiff warteten, war sie wieder da, Bremens Lebensversicherung. Pizarro verlängerte einen Kopfball von Arnautovic zum späten Sieg. Hertha kämpfte stark, scheiterte letztlich aber an der eigenen Undiszipliniertheit.

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