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Archiv-Artikel

HERDOLOR LORENZ, DREHBUCHAUTOR UND PRODUZENT Der Privatisierungsgegner

Von ILK
Herdolor Lorenz

■ 57, Drehbuchautor, Kameramann, produziert mit seiner Partnerin Leslie Franke seit 25 Jahren Dokumentarfilme.

„Man muss tun, was man tun kann, sonst fühlt man sich am Ende seines Lebens schlecht.“ Das lässt der Hamburger Filmproduzent Herdolor Lorenz ganz leise fallen, als er über den Film „Water Makes Money“ spricht, den er gemeinsam mit seiner Partnerin Leslie Franke gedreht hat. Und mit dem sich die beiden nun einen mächtigen Feind gemacht haben. Der Film dokumentiert, wie die beiden größten französischen Wasserkonzerne Veolia und Suez den Markt beherrschen und welche Folgen die Privatisierung hat.

Am Weltwassertag soll auf Arte eine Fernsehfassung laufen. Doch nun hat Veolia in Frankreich Zivilklage gegen „Water Makes Money“ erhoben. „Wir wissen noch nicht, was sie uns vorwerfen“, sagt Lorenz. „Aber wir haben schon Angst, dass sie stärker sind als wir.“

Lorenz kam Anfang der 80er nach Hamburg, um nach dem Politikstudium als Dozent am Berufsförderungswerk zu arbeiten. Nebenher betreute er mit einem Freund Jugendliche. „Wir haben sie Videos drehen lassen und da wurde wohl auch meine Begeisterung dafür geweckt.“ In Hamburg entdeckte er nicht nur den Film für sich. „Ich habe schon während meines Studiums getanzt“, sagt Lorenz. „Als ich hierher kam, gründete ich eine Volkstanzgruppe und lernte dort meine Frau kennen.“

Ihre ersten gemeinsamen Dokumentarfilme drehten sie zur Zeit der Perestroika. „Aber seit in Russland Kapitalismus pur regiert, haben wir nicht mehr das Gefühl, mit unseren Filmen dort etwas bewirken zu können“, sagt Lorenz. Und ohne das geht es nicht. Erst mit Ausbruch des Bosnienkriegs kam das Gefühl wieder. Lorenz, dessen Eltern Ende der 40er aus dem damaligen Jugoslawien nach Deutschland kamen, drehte einen Film über Kriegsflüchtlinge.

Privatisierung war zuletzt sein großes Thema – bei der Bahn und auf dem Wassermarkt. „Wir fühlen eine gesellschaftliche Verantwortung“, sagt Lorenz, der für die Finanzierung von „Water Makes Money“ nach einem Internetaufruf 115.000 Euro zusammenbrachte. Nun noch die Sache mit Veolia durchstehen. Und dann: „Unser Vorsatz fürs neue Jahr: Wir wollen wieder tanzen.“ ILK