HENNING MÜNNECKE, JETZT CDUler : Der Abtrünnige
Das hat gesessen: Den Stader Grünen fehle „jeglicher wirtschaftliche Verstand für ökologische Themen“, kritisierte der grüne Ratsherr Henning Münnecke – und trat zur CDU über. Besonders unangenehm ist das, weil damit im Rat ein Patt entsteht: Das Bündnis aus CDU, FDP und Wählergemeinschaft hat jetzt so viele Stimmen wie die SPD und die Grünen, plus dem aus der CDU ausgeschiedenen Horst Deede und dem Bürgermeister Andreas Rieckhof (SPD).
Dass Münnecke die Seiten wechselte, ist nicht so überraschend. Schließlich ist er vor zwei Jahren der Mittelstandsvereinigung der CDU (MIT) beigetreten. Manche Grüne hätten ihn deswegen aus der Partei ausschließen wollen, erzählt Münnecke. Es klingt leicht beleidigt.
Münnecke ist vor zwanzig Jahren zu den Grünen gekommen, weil er die Atomkraft für gefährlich hält. Seine Affinität zur Wirtschaft ist groß. Er hat im Projektmanagement und in der Energiewirtschaft gearbeitet. Bis vor einem halben Jahr kümmerte er sich beim Berufsbildungswerk Cadenberge Stade darum, das Personal kleiner und mittlerer Unternehmen weiter zu qualifizieren. Dann hat er sich als Unternehmensberater selbstständig gemacht.
„Ich glaube, dass Ökonomie und Ökologie nur zusammen klappen und nicht gegeneinander“, sagt Münnecke. Ihn stört, dass die Grünen sich nicht einig über die Hinterlandanbindung des Bützflehter Hafens seien. Der Abtrünnige findet, dass die A 26 durchs Alte Land dorthin verlängert werden sollte und auch ein Bahnanschluss fällig ist. Er sei zwar „kein Freund der Kohlekraft“, wenn die Chemiefirma Dow aber ein Kohlekraftwerk kombiniert mit ökologischer Energieerzeugung bauen wolle, könne er sich damit anfreunden.
Münnecke wisse ganz genau, „dass die Fraktion um eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bemüht ist“, kommentierten die Grünen. Der Lokalchef des Stader Tageblatts wunderte sich in einem Kommentar über Münneckes Schritt, „weil er sich oft viel grüner gegeben hat als etwa Fraktionschef Uwe Merckens, der seine eher wirtschaftsfreundlichen und pragmatischen Positionen offensiv vertreten hat“. KNÖ