HENNING BINNEWIES, OBERBÜRGERMEISTER AUF ABRUF : Sonnenkönig in der Traufe
■ Oberbürgermeister von Goslar seit 2006, und hat schon eine lange Behörden-Karriere hinter sich. Foto: dpa
Einigkeit ist eine schöne Sache, sagt man. Und für seltene Einigkeit sorgt im schönen Goslar, dicht an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, der Oberbürgermeister Henning Binnewies (SPD): Alle sind gegen ihn. Okay, nicht die Jusos. Und wenn’s darum geht, ihn abzuwählen, schert sogar die Erwachsenen-SPD noch aus, als einzige von sechs Fraktionen im Rat.
Aber schon im März nicht ohne dass deren Vize ihn diskret und unter Anteilnahme der örtlichen Presse darauf hinweist: Er könne doch selbst den Weg frei…, und das wäre doch ein Zeichen von persönlicher Größe und Integrität…, und so ein Bürgervotum muss ja auch nicht erfolgreich sein. Schließlich sind die Bedingungen streng, das Quorum hoch. Natürlich hat sich Binnewies darauf nicht eingelassen. Ist ja kein Idiot. Allgemeinen Hass spürt, wer in seiner langen Karriere – Wirtschaftsbehörde Hamburg, Staatskanzlei und Agrarministerium Hannover – nie ein Wahlamt bekleidet hat. Bis 2006, als ihm die Personalnot der SPD Goslar dazu verhalf, die ihm, wie gesagt, die Treue hält. Wenigstens bis gestern.
Aber das kann sich stündlich ändern, seit er bekannt geben musste: Jawoll, das Innenministerium ermittelt gegen ihn, vor allem wegen des Desasters bei der Umstellung von kameralistischer Buchführung auf Doppik. Und weil er offenbar aus eigenem Ermessen zwei Millionen Euro an anderer Stelle verwendet hat, als von der Ratsversammlung beschlossen.
Hauptursache für Binnewies’ Unbeliebtheit dürfte aber sein, dass er sich selbst ganz anders wahrnimmt, als die Goslarer ihn. RathausmitarbeiterInnen sprechen von einem Klima der Angst – Binnewies lobt sich für’s stets gewahrte Prinzip der offenen Tür. Damit, als Sozialdemokrat Kindergärtnerinnen wegen Teilnahme am Streik abzumahnen, hatte er kein Problem, der Goslarer Bürger Sigmar Gabriel schon. Und sich einen VW-Phaeton als Dienstwagen anzuschaffen hätte Binnewies wegen der günstigen Leasingrate für eine knorke Sparidee gehalten. In der Stadt nennen sie ihn seither gern Sonnenkönig. Und Sonnenkönige, da herrscht Einigkeit, passen einfach nicht ins Regenloch Goslar. BES