HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER : Die Metro-Prinzessin
Ich weiß nicht, wie viele andere Menschen sich so wie ich die Mühe gemacht haben, in Begleitung eines Menschen, der einen Ausweis hat, herzukommen. Einen Ausweis zum „Für‘n-Einkaufspreis einkaufen“. Zum „Billige-Klamotten-angucken“ (wer hat die bloß alle gemacht!) und zum „Kantinenessen-Essen“ (und-alles-ist-aus-Fleisch) bei Metro.
Ich bemerke sie erst in der Kantine am Tresen. Adrett frisiert liegt ihr blondes Haar auch jetzt noch, am Spätnachmittag. Es hat sanfte Wellen und einzelne seitliche Ausreißer, es duftet so wie sie. Dass sie eine Currywurst bestellt, überrascht mich. Dass sie überhaupt isst, überrascht mich, wie würdevoll hält sie ihr Tablett.
Später begegnen wir uns wieder. Sie steht bei der Laura-Scarpi-Mode-Kollektion, zwischen Nylon und Viskose, neben Stretchhosen und vor Gürtelapplikationen. Sie ist die Prinzessin der Metro.
Ihr Duft kommt mir bekannt vor und war teuer. Ein bisschen telefonieren tut sie, mit wem wohl. Vielleicht mit dem Metroprinzen, der dünn und schlaksig, nach Arbeit riechend, ebenfalls in der Kantine, vorhin seinen Kaffee trank. Auf der Rolltreppe hinunter. Auf zu den Schnäppchen und den Aberschnäppchen.
Zu Ende wird es erst an der Kasse sein, wo ich, wenn schon nicht die Metroprinzessin, dann wenigstens den Metroprinzen antreffe. Aber bei all seiner Majestät, bei all seiner Würde: mir den Einkauf zu Weihnachten schenken, dass kann er dann doch nicht, das haben wir geklärt. Soviel verdient er dann auch wieder nicht.