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Archiv-Artikel

HAMBURGER SZENE VON KAI VON APPEN An die Richtige geraten

Im Kopf formuliere ich schon Hass-Tiraden über die nervtötenden Ticket-Kontrollen, die mir meine Karte gekostet haben

Schon morgens habe ich einen dicken Hals, da ein Besuch im HVV-Kundenzentrum ansteht. Hatte ich doch meine Jahreskarte verloren, ein Resultat der neuen Regel des Vorne-Einsteigens in HVV-Bussen und des unsäglichen Vorzeigens der Tickets beim Fahrer. Fünf bis sechs Mal täglich muss man sie aus dem Portemonnaie friemeln.

Ein zusätzliches Stimmungstief durchblitzt mein Gehirn, als ich vorm HVV-Kundenzentrum an der Steinstraße feststellen muss, dass es in den Johanniswall umgezogen ist – dahin, woher ich gerade vom Einkaufen komme. Und dann die Schlange vor den Schaltern. In meinem Kopf formuliere ich schon Hass-Tiraden über die nervtötenden Ticket-Kontrollen, die mir meine Karte gekostet haben. Als mich dann eine freundliche Service-Mitarbeiterin an ihren Tresen winkt, setze ich an: „Ich bin Dauerkunde bei Ihnen und habe meine Karte verloren“, sage ich noch mit freundlicher Stimme und will echauffiert fortfahren: „Muss ich jetzt die ganze Antragsscheiße wiederholen?“ Dazu kommt es nicht. „Ich hab’ Sie sofort erkannt“, sagt die Sachbearbeiterin grinsend. „Äääh, wieso? Äääh, woher?“, stottere ich verblüfft.

„Ja, ich hab’ Sie sofort erkannt“, wiederholt sie. „Ihre Karte ist gestern abgegeben worden, ich hab’ sie heute morgen für den Postversand fertig gemacht.“ „Oh, dann bin ich ja genau an die Richtige geraten“, erwidere ich ganz verschämt. „Wie es der Zufall so will“, sagt sie charmant und händigt mir lächelnd meine verloren gegangene Karte aus. Die schlechte Laune ist schlagartig verflogen.