HALB SO WILD: Typhus aus dem Wasserhahn
■ Das Bundesgesundheitsamt warnt vor der Verwendung von Brauchwasser
Dr. Günter Klein, im Bundesgesundheitsamt zuständig für biologische Wasseraufbereitung, ist besorgt um der Deutschen Gesundheit. Daher lehnt er die Nutzung von Brauchwasser ab. Es läßt sich zwar wertvolles Trinkwasser sparen, wenn beispielsweise die Toilette mit Duschwasser gespült wird.
Aber Brauchwasser sei nicht nur »unsauber«, sagt Saubermann Klein, es widerspreche auch den gesetzlichen Vorgaben und sei sogar eine mögliche Quelle für Infektionen mit Cholera, Typhus und Salmonellen.
Der wackere Gesundheitswächter hat volle Rückendeckung von seinem Arbeitgeber. Auch die Berliner Behörde hält »unästhetisches Wasser« für eine Gesundheitsgefahr. Lustvoll plädiert sie statt dessen für Trinkwasser nach DIN Norm 2000: Das sei »appetitlich, regt zum Genuß an, ist farblos, klar, kühl, geruchlos und geschmacklich einwandfrei«.
Falls in einem Haushalt ein zweites Leitungssystem für das Brauchwasser installiert werde, droht der Behörde zufolge Verwechslungsgefahr. Kinder können dann nämlich, den Kopf in der Kloschüssel, irrtümlich das »unästhetische Wasser« trinken. Selbst das Putzen wird zum Risiko, denn Infektionen durch verseuchte Tröpfchen sind nicht auszuschließen.
Um das Faß voll zu machen, warnt das Bundesgesundheitsamt vor Abstrichen beim Grundwasserschutz, wenn Brauchwasser im Haushalt verwendet wird: Da liege »die Versuchung nahe, auf Maßnahmen zu Schutz und Sanierung unserer Gewässer eher zu verzichten und außerdem mit diesem Wasser verschwenderisch umzugehen«. m.k.
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