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Archiv-Artikel

Gutes Klima, gutes Geld KOMMENTAR VON STEPHAN KOSCH

Der Kapitalismus entdeckt den Klimawandel. Zugegeben, reichlich spät, denn Wissenschaftler warnen schon lange vor dem Untergang ganzer Regionen durch den steigenden Meeresspiegel, vor Hungerkatastrophen durch sich ausbreitende Dürrezonen und Millionen von Umweltflüchtlingen. Doch bislang haben die Dinosaurier der Wirtschaft das immer ausgesessen und auf strengere Umweltrichtlinien oder die Einführung des Emissionshandels mit der immer gleichen Drohung reagiert: Legt uns keine Fesseln an, das bedroht unsere Gewinne – und Arbeitsplätze. So sorgten sie etwa dafür, dass die USA bis heute nicht dem Kioto-Protokoll beitreten.

Die Wahrheit ist: Der Klimawandel bedroht auch die Weltwirtschaft. Es hätte eigentlich nicht der aktuellen Studie aus Großbritannien bedurft, um das zu sehen. Spätestens der Ausfall der Ölproduktion im Golf von Mexiko durch die schweren Wirbelstürme des vergangenen Jahres, die den Ölpreis zusätzlich in neue Höhen trieb, zeigten geradezu idealtypisch, was in den kommenden Jahren auf die Unternehmen weltweit zukommen wird. Wer konkrete Beispiele sucht, braucht nur in die aktuelle Bilanz von DaimlerChrysler zu schauen. Da der US-Verbraucher wegen steigender Benzinpreise große Spritfresser stehen lässt, produziert Chrysler derzeit auf Halde.

Doch dieser Fall zeigt, dass jede Bedrohung auch eine Chance birgt. Gerade weil die Wirtschaft nur die Sprache von Gewinn und Verlust versteht, reagieren die Unternehmen erst, wenn die Renditen gefährdet sind. Oder wenn sich neue Märkte auftun. Britische Unternehmen haben das verstanden und sehen die wirtschaftliche Chance im Klimawandel. Der Zwang zu geringerem Ausstoß von Treibhausgasen sorgt für Innovationsdruck. Knapper werdende Rohstoffe und entsprechende Preissteigerungen erhöhen die Bereitschaft des Verbrauchers, für effizientere Technologien mehr Geld auszugeben.

Wenn die Wirtschaft den Klimawandel als Markt entdeckt, mag man das zynisch finden. Es ist aber in jedem Falle zu begrüßen. Denn der Kampf gegen die drohenden Folgen des Klimawandels lässt sich nicht gegen den Kapitalismus gewinnen.