: Gute Politik und saubere Taschen
■ betr.: „Helmut Kohl von Neonazis genervt“, taz vom 3.9.93
Herr Kohl, gegen Rechtsextreme hilft nur gute Politik und saubere Taschen.
Da haben die Weimarer Regierungen das besser befriffen. Sie haben die Nazis nicht verboten, sondern Stresemanns Politik dagegen gesetzt. Ich konnte 1931-32 selbst den Schock erkennen, sie standen seit den letzten Wahlen deprimiert im Abseits. Für die nächste Reichtagswahl kam eine Siebenmillionenspende von der USA-Hochfinanzhilfe zur Hilfe. [...]
Der Ruf nach dem starken Mann, wie er auch heute wieder erklingt, ging damals in Erfüllung, nur noch einer bestimmte.
Dramatisch zeichnet sich zur Zeit bei uns dies auch bei dem feilschen um den Posten des nächsten Bundespräsidenten ab, nach Kohls Meinung müßte dies ein Mann aus den neuen Bundesländern sein, den er ja eigentlich bereits in der Tasche hätte. Durch das laute Geschrei der „anderen“ Anwärter merkt niemand, daß der eigentlich, wie es scheint, geeignete Mann im Ostland wohl geflüstert wird, aber dieser hält sich bedeckt.
Da niemand vor lauter Gemauschel es wagt, etwas genaues zu verlautbaren, muß wie schon oft bewährt, das Ablenkungsmanöver Asylbewerberpolitik mit einem kräftigen Schluck Rechtsextremismus herhalten, um die nachdenklich gewordenen Bürger zu beschäftigen; daß Politiker aus der Geschichte ihres Volkes lernen könnten, ist wohl nicht zu erwarten. Werner Schirr Guichard, Bad Pyrmont
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