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Gut lebt sichs in Südafrika

■ Der chilenische Oberst Espinoza, von den USA wegen Mordes an Allendes Außenminister Letelier international gesucht, lebte jahrelang unangefochten an der chilenischen Botschaft in Südafrika

Johannesburg (taz) - Das südafrikanische Außenministerium hat am Donnerstag bestätigt, daß die chilenische Botschaft in Pretoria bis zum letzten Mai dem chilenischen Geheimdienst–Offizier Pedro Espinoza Bravo anderthalb Jahre lang Unterschlupf gewährt hat. Oberst Espinoza ist in den USA wegen Beteiligung am Attentat auf Orlando Letelier, der unter der Regierung Allende chileni scher Außenminister war, angeklagt. Letelier kam 1976 beim Anschlag in seinem Washingtoner Exil ums Leben. Ein hoher Ministerialbeamter sagte nun in Pretoria, es gebe „keine harten Fakten, sondern nur Anschuldigungen“ gegen den angeblichen Attentäter. Außerdem entspreche es nicht diplomatischer Praxis, die Personalpolitik ausländischer Missionen in Frage zu stellen. Südafrikanische Beamte gaben jedoch zu, daß Espinoza, ehemaliger Stellvertretender Chef der chilenischen Geheimpolizei, bis zum letzten Mai in der Botschaft als Verwaltungsberater tätig war. Espinoza ist nun angeblich nach Chile zurückgebracht worden, um seine Übergabe an die US–Behörden zu verhindern. Seine Zeugenaussagen hätten möglicherweise General Pinochet mit dem Bombenanschlag in Verbindung bringen können. US–Beamte sagten dazu lediglich, daß sich Espinoza in Chile in Sicherheitsverwahrung befinde. Vor drei Monaten hatte der frühere Geheimdienstagent Major Armando Fernandez Larios in Washington zugegeben, an dem Bombenanschlag gegen Letelier beteiligt gewesen zu sein. Seit Espinoza und Manuel Contreras, damals Chef des chilenischen Geheimdienstes DINA in den USA in Abwesenheit der Urheberschaft des Attentats angeklagt sind, drängt das US–Justizministerium auf eine Auslieferung der beiden. Die chilenische Botschaft in Pretoria bezeichnete die Anschuldigungen gegen Espinoza unterdessen als eine „internationale kommunistische Kampagne“.

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