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Guerilladschungel

■ Die SPLA ist Äthiopiens Joker, die Anya–Nya der Regierung Freund

Die Guerilla der „Sudanese Peoples Liberation Army“ (SPLA) dürfte heute etwa über 30.000 mit modernen Infanteriewaffen ausgerüstete Kämpfer verfügen. Die Hälfte dieser Ausrüstung ist noch von Libyen zwischen 1983 und Anfang 1985 geliefert worden. Äthiopien stellt der SPLA Rückzugsterritorien, Trainingsmöglichkeiten, Munition und teilweise Nahrungsmittel zur Verfügung, die letzteren aus Beständen der Hungerhilfe. Die sudanesische Armee zählt 56.000 Soldaten, darunter viele Südsudanesen und Nuba, deren Loyalität beschränkt ist. Die sowjetische Ausrüstung der Armee ist veraltet, die wenigen modernen westlichen Waffensysteme werden unzureichend gewartet. Äthiopien versucht die SPLA für seine eigenen Ziele einzuspannen. 1983 mischte es sich in die Wahlen zur Führung ein. Garang soll der äthiopische Wunschkandidat gewesen sein. Neben der SPLA kämpft im Süden noch eine zweite Guerillaarmee. Diese operiert in der Oberen Nil–Provinz des Südsudans und erhält logistische Unterstützung durch die sudanesische Armee. Die gegenwärtigen Führer dieser Organisation kommen aus Nimeiris Gefängnissen und hassen die äthiopischen Machthaber ebensosehr wie Garang. Nach dem Sturz Nimeiris übte Äthiopien starken Druck auf die SPLA aus, nicht ohne sein Einverständnis zu verhandeln. Zuerst wurde angenommen, Äthiopien wolle den üblichen Kuhhandel mit dem Sudan abschließen: dieser soll sein Territorium für die diversen äthiopischen Befreiungsbewegungen sperren und Äthiopien würde seinerseits die SPLA rauswerfen. Die sudanesische Diplomatie hat aber vergeblich ständig weitreichende Angebote gemacht, weshalb heute die Einschätzung vorherrscht, Äthiopien wolle auf lange Sicht einem genuin freundschaftlichen Regime in Khartoum zur Macht verhelfen. Der äthiopische Faktor hat diverse sudanesische Regierungen immer wieder neu dazu verleitet, die Ursachen des Konflikts in außenpolitischen Konstellationen, statt in innersudanesischen Problemen zu suchen. Das ist sicher falsch. Die Hunderte von jungen Südsudanesen, die heute noch über die Grenze nach Äthiopien zur SPLA strömen, kennen kaum deren Programm, geschweige denn Äthiopien, wohl aber ihren Willen, den Kampf gegen die „Araber“ aufzunehmen und diesmal zu gewinnen. Nicht wie im ersten Krieg zu verlieren.

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