: Günter Gaus las aus „Wendewut“
Weimar. Die Manipulationsmechanismen in der ehemaligen DDR seien altmodisch und daher eigentlich weniger gefährlich gewesen, dagegen seien die Manipulationsmechanismen in der alten BRD weit höher entwickelt und so schwerer durchschaubar.
Das gab der Publizist Günter Gaus am Freitagabend während einer Lesung in der Weimarer Jakobskirche zu bedenken. Zum Auftakt hatte er aus seiner 1990 geschriebenen Erzählung Wendewut gelesen. Wegen des großen Andrangs war die Veranstaltung des Aufbau-Verlages und des Deutschen Nationaltheaters kurzfristig aus einer Theatergaststätte in die Kirche verlegt worden. Wendewut, so Gaus, sei für ihn der Versuch, den gesellschaftlichen Umbruch nach dem Fall der Mauer aus der Sicht der „kleinen Leute“ in einigen Psychogrammen literarisch aufzuarbeiten. In der sich anschließenden Diskussion wurde Gaus zur aktuellen Situation befragt. Der Gast kritisierte mehrfach das oft anzutreffende klischeehafte, unsensible und von Unverständnis zeugende Denken führender Politiker. Das behindere erheblich den Prozeß des Zusammenwachsens der Deutschen. Günter Gaus war als langjähriger Leiter der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR gut mit der Klassikerstadt und ihren Menschen vertraut geworden. Die von ihm angeregte Sendereihe Zur Person im Deutschen Fernsehfunk (DFF) hatte seinerzeit eine große Resonanz gefunden und wurde auch in Buchform publiziert. adn
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