Grundstücksvergabe in Barmbek: Streit ums alte Gymnasium
Die Baugemeinschaft "Barmbeker Schweiz" fühlt sich von der Behörde für Stadtentwicklung hintergangen. Diese ist sich keiner Schuld bewusst.
Jahrelang war die Zukunft des ehemaligen Gymnasiums Uhlenhorst-Barmbek umstritten, nun ist die Entscheidung gefallen: die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) hat nicht den BürgerInnen von der Baugemeinschaft "Barmbeker Schweiz", sondern der finanzstärkeren Baugenossenschaft Fluwog den Zuschlag für den Umbau des Gebäudes erteilt. "Wir fühlen uns verarscht. Die Gründe für die Ablehnung sind fadenscheinig", sagt Clemens von Lassaulx, der Sprecher der "Barmbeker Schweiz".
Die BSU wollte das Gymnasium ursprünglich abreißen, die Baugemeinschaft hatte erfolgreich dagegen gekämpft. Nun bekam sie von der BSU ein kurzes Schreiben, dass sie sich "gut und überzeugend präsentiert" habe und die "stabilste Gruppe" sei - jedoch ein "wenig überzeugendes Finanzierungs- und architektonisches Konzept" geliefert hätte. Das Problem sind laut BSU zu geringe veranschlagte Kosten: das sei so nicht realistisch.
"Das ist völliger Quatsch", sagt von Lassaulx. "Wir haben gemeinsam mit der Lawaetz-Stiftung ein absolut tragfähiges Konzept entworfen." Die Gruppe bemängelt besonders die Kommunikation der BSU. "Am 27. Juni hatten wir ein Bewerbungsgespräch. Dort gab es keinerlei Kritik und auch keine Nachfragen zu dem Finanzierungskonzept", sagt von Lassaulx.
Wie sich nun herausstellte, hatte es bereits im April ein Vorgespräch gegeben - ohne die "Barmbeker Schweiz". Teilnehmer waren die BSU, das Bezirksamt Hamburg-Nord, die SAGA und das Sportamt. Matthias Kock von der BSU verkündete dabei, dass nach all den Schwierigkeiten "das Projekt zwangsläufig einer sehr zahlungskräftigen Baugemeinschaft übergeben wird". Das geht aus einem Gesprächsprotokoll hervor, das der taz vorliegt.
Delikaterweise fand dieses Gespräch in den Räumen der Fluwog statt, die sich den Anwesenden in einer Powerpoint-Präsentation vorstellte. "Ein abgekartetes Spiel. Unsere Gruppe war der BSU seit Jahren ein Dorn im Auge", sagt Carsten Dohse, der Architekt der "Barmbeker Schweiz". Letztendlich habe nur die Finanzstärke der Fluwog den Ausschlag gegeben.
Die BSU weist die Vorwürfe zurück. "Es war ein völlig transparentes, offenes Verfahren und die Gruppe ,Barmbeker Schweiz' konnte nunmal nicht überzeugen", sagt Sprecher Frank Krippner. Zu den Vorwürfen, die Vergabe sei bereits vorher abgesprochen gewesen, schweigt die BSU, da es sich laut Krippner um "personenbezogene Daten, die nicht veröffentlicht werden dürfen" handelt.
Tobias Behrens, Geschäftsführer des alternativen Sanierungsträgers "Stattbau", sagt, dass die Vergabe des Barmbeker Grundstücks einen "faden Beigeschmack" habe. Es handele sich aber um "einen Einzelfall". Die Mitglieder der "Barmbeker Schweiz" fordern nun die kritische Prüfung der Vorwürfe und die Nachbewertung ihres Konzeptes. Für den heutigen Dienstag Abend hat die BSU die Gruppe eingeladen, um den Entschluss "nochmals zu erklären".
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