: Grundlose Vertiefung
■ Probleme für große Pötte nicht in Sicht: Elb-Fahrrinne wird trotzdem ausgebaggert
„Da war wohl Käpt'n Blaubär auf großer Fahrt“, kommentiert GAL-Wirtschaftsreferent Detlev Grube die flehenden Rufe des Wirtschaftssenators, die Fahrrinnen in der Elbe zügigst zu vertiefen. „Einige hundert Schiffe“, hatte Erhard Rittershaus am 18. Dezember bei seiner Jahrespressekonferenz das Siechtum des Hamburger Hafens prophezeit, könnten den Hafen wegen der geringen Elbtiefe von derzeit knapp elf Metern nicht anlaufen. Auch Reedereien, ahnte der Senator, würden abwandern, weil sie andernorts – wo die Containerschiffe nämlich ungehindert einlaufen könnten – lukrativere Geschäfte erwarten.
Der Senat hingegen hat die Flotte, die der Senator vor dem Hafen wähnt, nicht auf seinem Überwachungsschirm ausmachen können. Die Vermutung des GALiers Alexander Porschke wurde jetzt schwarz auf weiß bestätigt: Es seien keine konkreten Fälle bekannt, gab der Senat zu, bei denen Containerschiffe aufgrund ihres Tiefgangs den Hamburger Hafen nicht angelaufen hätten. „Allerdings können etwa 120 Containerschiffe, die durchschnittlich fünfmal im Jahr den Hafen anlaufen, ihren jeweiligen maximal erreichbaren Tiefgang wegen der bestehenden Fahrwassertiefen nicht ausnutzen.“ Aus purer Kundenfreundlichkeit soll eigens für diese Pötte – sie machen einen Bruchteil des jährlichen Umschlags im Hafen aus – „das Fahrwasser angepaßt werden“. Das Ausbaggern auf 13,50 Meter als erreichbarer Tiefgang ist bereits beschlossene Sache, „obwohl die Umweltverträglichkeitsprüfung noch aussteht“, schilt Grube.
Die Schreckensvision des kollektiven Auszugs der Reedereien mochte der Senat ebenso wenig bestätigen: Abwanderungen seien zwar möglich; bei der Standortentscheidung spielten aber auch die „entstehenden Kosten, die Größe des Marktes bzw. erreichbaren Hinterlandes, die erzielbaren Erlöse, die Qualität der Infrastruktur, die Vielfalt der ergänzenden Dienstleistungen usw.“ eine Rolle.
Die Antwort, weshalb Finanzsenator Ortwin Runde die Vertiefung trotzdem für die „erste Priorität“ im Hafen hält, blieb der Senat naturgemäß schuldig. Heike Haarhoff
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