Grünes Krankenhaus: Kohle-Multi baut Öko-Klinik
Der milliardenschwere Mischkonzern General Electric macht vor allem mit Kohle und Atomkraft Geld. In Hamburg will das Unternehmen nun ein "Green Hospital" entstehen lassen.
Im Süden Hamburgs soll in den kommenden Jahren ein ökologisches Vorzeigeprojekt entstehen. Als erstes Krankenhaus in Europa wird die Asklepios Klinik Harburg zum "Green Hospital" umgebaut. Kooperationspartner für die energieeffiziente und umweltbewusste Umgestaltung ist das US-amerikanische Unternehmen General Electric (GE). Dabei stehen Umweltschützer dem weltgrößten Mischkonzern seit jeher skeptisch gegenüber.
Kein Wunder, denn GE verdient im Stammgeschäft Energie seine Milliarden vor allem mit dem Bau von Atom- und Kohlekraftwerken. Dass Asklepios mit dem Umweltsünder nun für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen ficht, klingt daher wie ein grüner Werbefeldzug. "Natürlich passt das zusammen", sagt GE-Sprecherin Yvonne Surek über das geplante Ökoprojekt des Energiekonzerns. Zum Beweis genüge ein Blick auf die Umweltkampagne von General Electric, sagt sie. Und wirklich: Bereits 2005 läutete GE-Chef Jeffrey Immelt unter dem Slogan "Ecomagination" eine neue, grüne Ära ein. Damit überraschte Immelt die Kunden, verärgerte die Konkurrenz und machte Umweltaktivisten skeptisch. Seither setzt GE gezielt auf erneuerbare Energien und ist mittlerweile sogar Marktführer bei Windenergieanlagen. Ist das Öko-Krankenhaus in Hamburg vielleicht doch mehr als bloße Grünfärberei? Immerhin soll der Um- und Neubau vollständig unter ökologischen Gesichtspunkten gestaltet werden.
"Unverzichtbar für eine gute Gesundheit ist eine intakte Umwelt", sagte Jeffrey Immelt anlässlich der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen GE und Asklepios. Im "Green Hospital" der Zukunft soll deshalb der Energieverbrauch gesenkt, Wasser gespart, erneuerbare Energien gewonnen und Abfall vermieden werden. Die passende Technik zur Umsetzung dieser Ziele kommt natürlich von General Electric. Das ökologische Repertoire reicht dabei von der Kraft-Wärme-Kälteanlage über Solartechnik bis hin zu Systemen zur Wasseraufbereitung. Die Maßnahmen seien "zukunftsorientiert, zuverlässig und wirtschaftlich", sagt der Präsident des Geschäftsbereichs Gesundheitswesen von GE in Deutschland, Rolf Lucas.
Das Klinik-Projekt kommt bei Umweltverbänden gut an. "Mit Greenwashing hat das nichts zu tun", sagt Karsten Smid, Energieexperte bei Greenpeace. Die Abteilung Gesundheitswesen meine es seiner Meinung nach ernst mit den grünen Vorsätzen. Von solchen Bauten sollte es viel mehr geben, sagt Smid.
Doch ganz so einfach lässt sich das Image vom CO2-Produzenten nicht loswerden. Denn trotz großer Investitionen in das Windenergiegeschäft setzt GE weiterhin auf Kohle. Mithilfe von verschwitzten Models, die nicht viel mehr tragen als einen Helm und Handschuhe, versucht GE in einem US-Werbespot sogar zu beweisen, wie sexy Kohle ist.
Für Karsten Smid ist diese Reklame "perfide" und ein Beweis dafür, dass die neue Ökolinie von GE noch keine ist. "Wenn das Unternehmen sich wirklich ändern will, müsste es komplett auf ökologische Güter setzen", sagt der Energieexperte. Ein Beispiel für die alles andere als umweltfreundlichen Bemühungen des Konzerns sei dessen Ruf nach der so genannten sauberen Kohle. Die Abscheidung von CO2 komme für den Klimaschutz jedoch zu spät, sagt Smid. Vor 2030 könne diese Technik sowieso nicht realisiert werden, zudem sei sie zu teuer.
Solange mit der Kohle jedoch Kohle gemacht werden kann, wird General Electric auch weiterhin mit fossilen Energieträgern liebäugeln. Das Motto "green is green" des GE-Chefs Immelt, in Anspielung auf die Farbe der US-Dollar-Note, kann neben dieser Firmenpolitik trotzdem existieren.
Spätestens bis zum Jahr 2013 soll die Asklepios-Klinik in Hamburg-Harburg nach ökologischen Gesichtspunkten umgebaut sein. Rund 30 Millionen Euro vom Senat stehen der Einrichtung für die Renovierung zur Verfügung. Details über den Baubeginn und genaue Maßnahmen liegen noch nicht vor, sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. Nur so viel kann er bereits sagen: "Das Projekt wird positiv abfärben."
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