piwik no script img

Grüne wollen Bundestagswahl stoppen

■ Partei klagt vor dem Bundesverfassungsgericht gegen Fünfprozentklausel / Kritik an Lex DSU

Bonn (taz) - Die West-Grünen wollen die Bundestagswahl stoppen. Der Bundesvorstand beschloß gestern, die Partei werde gegen die beschlossene Änderung des Wahlgesetzes beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf einstweilige Anordnung stellen. Christian Ströbele, Berliner Rechtsanwalt und Mitglied des Bundesvorstandes der Partei, wird die Klage begründen. Er sieht bei dem zwischen den Altparteien ausgemauschelten Wahlmodus für die Abstimmung am 2. Dezember den Gleichheitsgrundsatz verletzt.

Nach diesem Wahlgesetz muß eine Partei in Gesamtdeutschland mindestens fünf Prozent erreichen, Listenverbindungen dürfen nur solche Parteien eingehen, die nicht im selben Bundesland gegeneinander antreten. „Kleine DDR-Parteien oder Bürgerbewegungen, die im Westen keinen großen Bruder für eine Listenverbindung finden, haben bei dieser Wahl keine Chance,“ sagt Ströbele. Es handele sich um ein „eindeutig auf die DSU zugeschnittenes Sondergesetz“. Die DSU, das steht schon fest, wird eine Listenverbindung mit der bayerischen CSU eingehen. Falls sich jedoch die Bürgerbewegungen und die DDR-Grünen nicht auf eine gemeinsame Liste mit den West-Grünen einigen, werden sie nach diesem Wahlgesetz nicht in den Bundestag einziehen.

Ströbele berichtet, zahlreiche Verfassungsrechtler teilten seine Kritik und hielten das Gesetz zumindest für bedenklich. Für die Klage der Grünen geht der Rechtsexperte von einer Erfolgschance „zwischen 50 und 80 Prozent“ aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen