: Grüne und Erinnerungslücken
betr.: „Kritik an PDS-Mauer-Erklärung“, taz vom 4. 7. 01
Ist ja o.k., wenn Westerwelle die Erklärung kritisiert. [. . .] Was soll man auch anderes von der FDP erwarten? Aber dass ausgerechnet die Grünen es wagen, eine sich äußerst kritisch mit der eigenen Geschichte auseinander setzende Partei dafür zu kritisieren, ist schon ein starkes Stück. Was deren Geschichtsbewusstsein angeht: Die können sich ja nicht einmal mehr daran erinnern, wofür sie bei der Bundestagswahl angetreten sind. Hätten die Grünen die Mauer zu verantworten gehabt (und es kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie sie auch gebaut hätten in ihrem Opportunismus und ihrer Machtversessenheit), könnten sie sich heute wahrscheinlich nicht mal mehr daran erinnern, dass es die Mauer überhaupt gab. Schauen wir uns doch nur mal Josef Fischer an: Kein anderer deutscher Nachkriegsaußenminister hat vor seiner Ernennung so viel von der Entmilitarisierung der Außenpolitik, Stärkung der UNO und der Menschenrechte geschwafelt und hat anschliessend so gegensätzlich gehandelt.
[. . .] Mir tut jetzt noch die Hand weh, wenn ich daran denke, die mal gewählt zu haben. THOMAS RENZ, Jena
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