: Grüne für Fahrverbot gegen Sommersmog
■ Öko-Institut: Stadtverkehr ist für Ozonbelastung in Berlin ursächlich
Umfassende Fahrverbote für Kraftfahrzeuge sowie erhebliche Geschwindigkeitsbeschränkungen in den ozonbelasteten Sommermonaten hat die Fraktion Bündnis 90/ Grüne (AL) gefordert. Der umweltpolitische Sprecher der Fraktion, Hartwig Berger, legte gestern ein von der Fraktion in Auftrag gegebenes Gutachten zur Ozonbelastung in Berlin und den Möglichkeiten ihrer Verringerung vor.
Dieses Gutachten widerlege die vom Senat vertretene Auffassung, daß mittels kurzfristiger Verkehrsbeschränkungen eine Minderung der gesundheits- und umweltbelastenden Ozon-Konzentrationen nicht möglich sei, erläuterte der Gutachter Matthias Bergmann vom Öko-Institut in Freiburg. Während die Senatsverwaltung für Verkehr davon ausgehe, daß die Ozonbelastung in Berlin vorrangig durch Luftmassentransporte aus dem Süden Deutschlands und Europas entstehe, belege die Untersuchung, daß das innerhalb der Stadt sowie an der Stadtperipherie gemessene Ozon im wesentlichen durch Luftschadstoffe produziert werde, die vom Autoverkehr in der Stadt selbst stammen. An durchschnittlich 110 Tagen im Jahr werde der EG-Gesundheitswert von 110 Mikrogramm pro Kubikmeter in Berlin durch Spitzenwerte zwischen 150 bis 300 Mikrogramm überschritten.
Die Fraktion werde nach der Sommerpause eine Vereinbarung zwischen Berlin und Brandenburg über Geschwindigkeitsbeschränkungen in den ozonbelasteten Sommermonaten beantragen. Die Höchstgeschwindigkeit solle danach 100 Stundenkilometer auf Autobahnen, 60 Stundenkilometer auf Stadtautobahnen sowie 80 Stundenkilometer auf Landstraßen betragen, sagte Berger.
Zudem fordere die Fraktion im Rahmen eines Modellversuchs von Mai bis September 1994 Fahrverbote an allen Tagen, an denen aufgrund der Wetterlage eine Ozon- Spitzenbelastung von mehr als 180 Mikrogramm pro Kubikmeter zu erwarten sei. 1990 sei dieser Wert beispielsweise an 18 Tagen überschritten worden, erläuterte Berger. Das Verbot solle auch für Kat- Fahrzeuge gelten, da ihr Schadstoffausstoß auf Kurzstrecken kaum verringert werde. Durch diese Verkehrseinschränkungen könnte nach Ansicht des Gutachters die Ozonkonzentration zwischen fünf und 30 Prozent gesenkt werden. epd
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