: Große Worte – keine Taten
■ Genscher lehnt weiterhin Sanktionen gegen Apartheidregime ab / Strauss-Reise im Zentrum der Kritik / Proteste am Kap / ANC prophezeit Eskalation
Bonn (taz) – Die Staatengemeinschaft müsse jetzt reagieren, bemerkte Bundesaußenminister Genscher und erklärte, daß „für Gewalt in der Republik Südafrika allein die weiße Minderheitsregierung verantwortlich ist.“ Sanktionen jedoch lehnte Genscher weiterhin ab. Auf das Verbot von Oppositionsorganisationen im Apartheidsstaat reagierte die Riege bundesdeutscher Politiker insgesamt mit erstaunlicher Verspätung. Ob die westliche Forderung nach einem verstärken Dialog mit Pretoria nach den neusten Restriktionen gegen die südafrikanische Opposition „überhaupt noch Sinn mache“, fragte immerhin Staatsminister Helmut Schäfer. Wer an die Reformversprechungen dieser Regierung glaube, „der muß sich fragen lassen, was eigentlich noch alles in Südafrika geschehen muß, bevor man umlernt“, meinte Schäfer in deutlicher Anspielung an die Strauss-Reise. Auch der FDP- Abgeordnete Burkhard Hirsch fand, das Verbot der Oposition sei eine „drastische, eindeutige und unmißverständliche Antwort auf die freundliche Vorstellung des bayrischen Ministerpräsidenten“. Die CSU ließ durch den Parlamentarischen Geschäftführer der CSU-Landesgruppe, Bötsch, erklären, es sei „absurd und pervers“, die Maßnahmen der südafrikanischen Regierung Strauss anzulasten. In Südafrika kam es in Kapstadt und in Durban zu Protestdemonstrationen. Der Geistliche Allan Boesak konstatierte bei der Veranstaltung in Kapstadt vor ca 2.000 Studenten, „der Kampf hat gerade erst begonnen, wir sind zum Widerstand entschlossen.“ Thabo Mbeki, für Information zuständiges Mitglied der ANC-Exekutive in Lusaka, sagte der taz, die Reduzierung der Möglichkeiten für den politischen Kampf verstärke die Notwendigkeit für den bewaffneten Kampf. „Was jetzt nötig wird ist eine Eskalation der ANC-Offensive, wir müssen trainierte Kader im Land plazieren, den Zugang zu Waffen verbessern, und unsere Fähigkeit, der Polizeiüberwachung zu entgehen.“
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