Gro Brundtland kehrt aus Steuerexil zurück: Norwegens reumütige Landesmutter
Norwegens Landesmutter Gro Harlem Brundtland will finanziell reinen Tisch machen - und ihren Wohnsitz aus dem steuergünstigen Frankreich nach Norwegen zurückverlegen.
Auch eine Landesmutter darf sich nicht alles leisten. Das erfährt derzeit Norwegens ehemalige Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Obwohl schon seit Jahren Staatsrentnerin, sorgt sie jetzt täglich für neue Schlagzeilen. Die jetzt 68-jährige Gro, wie sie in ihrer Heimat liebevoll abgekürzt wird, hatte 2004 ihren Wohnsitz nach Südfrankreich verlegt - eine für norwegische Pensionäre gute Wahl. Aufgrund eines 27 Jahre alten Steuerabkommens zwischen Paris und Oslo müssen sie dann nämlich weder in ihrer alten, noch ihrer neuen Heimat Steuern zahlen.
Davon will Gro zwar keine Ahnung gehabt haben, nutzte dieses Steuerschlupfloch für ihre Staatspension von jährlich rund 100.000 Euro aber gerne aus. Das ist zwar nicht ungesetzlich, für eine norwegische Sozialdemokratin aber keinesfalls das moralische Verhalten, das man von ihr erwartet hätte. So hatte sie in ihrer Neujahrsansprache 1992 den denkwürdigen Satz geprägt: "Es ist typisch norwegisch, gut zu sein."
Brundtland, die 1981 erste weibliche Ministerpräsidentin Norwegens geworden war, "vergaß" zu allem Überfluss auch, für ihre Nebeneinkünfte Steuern zu zahlen, die nicht unter das französisch-norwegische Steuerbefreiungsabkommen fielen. Hält sie Vorträge, so soll ihr Honorar dafür auf dem Niveau eines Bill Clinton oder Tony Blair liegen: Rund 50.000 Euro pro Dreiviertelstunde.
Darüber hinaus hatte sich die ehemalige Chefin der Weltgesundheitsorganisation WHO vor einigen Jahren ausgerechnet als "Beraterin" vom Pepsi Cola-Konzern anwerben lassen. Dieser lässt sich dieses kostbare Aushängeschild, das auf der Internet-Präsentation seines "Health & Wellness Advisory Board" ganz oben prangt, vermutlich ebenfalls einiges kosten. Alle diese nicht gemeldeten Einkünfte hätten womöglich auch Brundtlands Pension vermindern können.
Trotz Wohnsitzes in Frankreich hatten Gro und ihr Ehemann Arne Olav, der mit Büchern über das Leben an der Seite der Landesmutter "Verheiratet mit Gro" (1996) und "Immer noch verheiratet mit Gro" (2003) zwei Bestseller landete, die kostenfreie norwegische Gesundheitsvorsorge dankbar in Anspruch genommen.
Zweimal ließ Brundtland 2006 teure Hüftoperationen vornehmen. Die muss das Ehepaar nicht bezahlen, weil der Chef des Osloer Universitätskrankenhauses jetzt höchstpersönlich die Kostenverantwortung übernommen hat. Doch ansonsten hat Gro sich entschieden, mit Finanzamt und Rentenkasse abrechnen zu wollen: "Diese negative Aufmerksamkeit ist weder für mich und meine Familie, noch die Partei gut", räumte sie in einem Interview ein.
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