Grisebach: Die Spur der Steine: Mary Bauermeister bei Grisebach
Als Mary Bauermeister im Winter 1961/62 nach Sizilien reiste, fielen ihr die vielen geflickten Bettlaken auf den Wäscheleinen auf: „Diese Leintücher waren unzählige Male durch das Aufnähen größerer oder kleinerer Tuchteile repariert worden“, notierte sie in ihren Erinnerungen, „das unregelmäßige Flickenmuster, das sich im durchscheinenden Sonnenlicht nun in verschiedenen Helligkeitsgraden abzeichnete, hatte mich sofort begeistert.“ Sie beschloss, die „unglaubliche Zufallsästhetik“ für ihre Arbeit zu nutzen und mittels kleiner Änderungen und Eingriffe ihre „Lichttücher“ zu gestalten. Ähnlich muss es mit den rundgeschliffenen Strandsteinen gewesen sein, welche die Künstlerin zu „Steinwirbeln“ zusammensetzte. Die Tücher und Voluten sind gerade in der Grisebach-Galerie in einer wunderbar konzentrierten Retrospektive zu sehen und machen die prägende Art des avantgardistischen Experimentierens in den 50ern und 60ern deutlich: Die Lust, mithilfe des Zufalls Flächen und Dinge zu ordnen, wird zum poetischen Zugriff auf die Welt. KIN
Bis 2.9., Mo.–Fr. 10–18, Sa. 11–16 Uhr, Fasanenstr. 27
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