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Archiv-Artikel

Grenzgänger gekürt

Ralf Küster erhält Bremer Förderpreis für Bildende Kunst

Bremen taz ■ Das Votum der Jury fiel einstimmig aus: Ralf Küster, Student an der Hochschule für Künste in Bremen, erhält den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst. Ausgezeichnet wird Küster für seine Video-Installation „Achtzehn Fragmente eines Gewaltaktes“.

Die Arbeit zeigt verlangsamte Filmaufnahmen eines Polizei-Einsatzes beim G8-Gipfel in Genua. Eine runde Lichtscheibe lenkt die Aufmerksamkeit auf wechselnde „Hauptdarsteller“ der Szene, wie der Künstler erläutert: „Alle Handlungsmöglichkeiten, die man in einer solchen Situation hat, sind in den 19 Sekunden des Originalmaterials enthalten.

Man sieht nicht nur prügelnde Polizisten, sondern auch welche, die helfen wollen.“

Als politischen Künstler sieht Küster sich dennoch nicht – „eher als Gesellschafts-Beobachter“. Der Inhalt bildet stets den Ausgangspunkt seiner Arbeit, nicht die Form. Das Ergebnis ist nicht immer Kunst, es kann auch ein Dokumentarfilm sein: „Ich bin eigentlich kein Künstler, sondern Grenzgänger“, so Küster.

13 der rund 70 BewerberInnen um den Förderpreis schafften bei der Vorauswahl den Sprung in die Städtische Galerie. In diesem Jahr erscheint die Ausstellung dort auffallend ausgewogen zwischen den künstlerischen Medien: Mit Marina Schulzes vier Meter hohem Bild vom Bräunungsschatten einer Netzstrumpfhose ist hyperrealistische Malerei vertreten, während Sandra Kuhne sorgfältig komponierte Großfotos von Spielplätzen in osteuropäischen Ländern zeigt. Man sieht Rauminstallationen und multimediale Arbeiten, sogar zwei Performances haben ihre Spuren hinterlassen.

Der Förderpreis ging trotzdem an eine Video-Arbeit – wie so oft in den vergangenen Jahren. Ralf Küster hat dazu eine eigene Theorie: „Auch bei der Jury haben sich die Sehgewohnheiten in den letzten Jahren geändert. Da sind jetzt Leute drin, die selbst mit bewegten Bildern aufgewachsen sind.“

Peter König

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie im Buntentor ist noch bis zum 15. Juni zu sehen. Die Preisverleihung erfolgt dort am Samstag um 19 Uhr