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■ Grenzen der TechnikProblemfall Urlaubspostkarten

Frrrrrt, macht die Maschine und hat schon wieder einen Hunderterpacken von Standard-Briefen angesaugt und abgestempelt. Woher die Maschine weiß, wo die Briefmarke sitzt, wie sie den Brief also drehen muß? Der Abtastkopf erkennt die Marke an ihrem fluoreszierenden Papier, erklärt Betriebsaufseher Christian Biela.

Auch durch die Anschriftenlesemaschine zischen die Standard-Briefe nur so durch. Die ist schlau genug, Werbeaufdrucke und ähnlich irrelevante Schriftzeichen zu übersehen und sich auf die Adresse zu konzentrieren. Die Lesemaschine versieht die Briefe mit einem orangenen Strichcode, damit sie zu den Fächern der richtigen Zustellbezirke weiterflutschen.

Bis zu sechs Millionen Briefe und Postkarten passieren jeden Tag im 24-Stunden-Betrieb die Halle an der Plöner Straße in Altona. Das Hamburger Briefverteilzentrum ist der Gigant unter den 83 deutschen Zentren, die bis Ende 1998 die 1000 Bearbeitungsstellen abgelöst haben werden.

Das neue Logistikkonzept der Post spart Wege: Die Transporte zwischen den Postämtern sinken von täglich 150.000 auf 50.000. Und es spart Zeit: Während 1994 nur 83 Prozent aller in Deutschland verschickten Briefe nach einem Tag beim Empfänger waren, sollen es bald 95 Prozent sein.

Doch die Automatisierungstechnik hat ihre Grenzen. Noch gibt es keine Maschine, die die so unterschiedlich dicken und großen Kuverts der Maxi-Sparte – vom dünnen Warenmuster bis zum dicken Katalog – kantengleich aufstellen, lesen und abstempeln könnte.

Und es wird wohl auch nie eine Maschine geben, die mit den Urlaubspostkarten fertig wird. „Die Leute schreiben da ja rundum und alles voll“, so Postsprecher Peter Lichte.

Genug zu tun also für rund 1500 Menschen im Briefverteilzentrum Altona. Und das sei oft „körperlich schwere und eintönige Arbeit“, sagt eine Arbeiterin. In der mit Maschinen vollgestellten Halle gibt es an vielen Stellen sogenannte „Systembrüche“: Da sortiert zwar die Feinsortiermaschine die kleinen Standardbriefe in ein riesiges Regal mit 400 kleinen Fächern. Doch es sind Menschen, die die Fächer laufend leeren müssen, die die Briefstapel anschließend in gelbe Kisten für den Lkw-Transport packen. Und so rennen Menschen in dem schmalen Gang zwischen der Fächerwand und dem Kistenregal hin und her. Her und hin. Und das Stunde um Stunde. cis

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