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Graf bleibt die Jüngste

■ Vor dem Finale in Paris ist Iva Majoli verschnupft, Martina Hingis aber locker wie immer und träumt wieder vom Reiten

Paris (dpa/taz) – 16 Jahre und acht Monate alt und schon dabei, Rekorde für die Ewigkeit zu basteln. „Ich habe“, sagt Martina Hingis reichlich unbekümmert über ihre phänomenalen Siege, „früh angefangen. Mein ganzes Leben hat sich um Tennis gedreht. Warum sollte es mir da an Selbstvertrauen fehlen?“ Selbst den Sturz vom Pferd, die Knieoperation und die folgende Pause vor den French Open hat dem Tennis nicht geschadet und ihr das Reiten nicht verleidet. „Ich werde mich wieder in den Sattel setzen.“

Und so ist die jüngste Weltranglisten-Erste aller Zeiten auch im Finale von Paris am Samstag (14.30 Uhr, ZDF) gegen eine stark erkältete Iva Majoli die eindeutige Favoritin. Sollte der Australian- Open-Gewinnerin aus der Schweiz der dritte Sieg im vierten Spiel über die 19jährige Kroatin gelingen, dann könnte sie im Wimbledon-Finale am 5. Juli den einmaligen Rekord von Steffi Graf erreichen. Die im Viertelfinale ausgeschiedene Graf blieb vor zehn Jahren die ersten 45 Saisonspiele lang ungeschlagen.

„Erst einmal muß ich dieses Finale überstehen“, sagt Hingis, die in diesem Jahr bereits sechs Turniere gewann, nach ihrem 6:7 (2:7), 7:5, 6:4 im Halbfinale über Monica Seles. „Sie spielt einfach wunderbares Tennis“, lobte die US-Amerikanerin, die vor sieben Jahren im Alter von 16 Jahren und sechs Monaten den ersten ihrer drei Paris- Titel gewann und trotz Martina Hingis die jüngste Siegerin im Stade Roland Garros bleiben wird. Dafür könnte Hingis in diesem Jahr als erste Spielerin seit Steffi Graf werden, die den Grand Slam gewinnt. Hamburg-Siegerin Iva Majoli wird kaum in der Lage sein, die Weltranglisten-Erste zu gefährden.

Stark erkältet, mit geröteten Augen und laufender Nase, sagte sie den Satz, der alles sagte: „Ich habe nichts zu verlieren.“ Schließlich hat die Weltranglisten-Neunte in Paris schon viel gewonnen, hat als erste Kroatin ein Grand-Slam- Finale erreicht und ist endlich einmal den Vorschußlorbeeren gerecht geworden. Denn als sie 14, 15 Jahre alt war, da wurde sie schon mit Monica Seles verglichen. „Das war ein Kompliment für mich“, sagte sie. Nur ganz nach oben gekommen ist sie nicht.

Bei Schleifer Nick Bollettieri („Er ist wie ein zweiter Vater für mich“) ging Iva Majoli als Zwölfjährige in die Lehre. Mittlerweile ist die Familie aus Florida wieder nach Zagreb zurückgekehrt. Bruder Drago Majoli ist Ivas Trainer. Und während Steffi Graf in der neuen Weltrangliste auf Platz drei zurückfällt, verbessert sich Iva Majoli auf Position fünf.

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