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Gracanica mit Granaten beschossen

Unbekannte haben mehrere Granaten auf die Ortschaft Gracanica im Kosovo abgefeuert. Wie die Friedenstruppe KFOR gestern mitteilte, richteten die Geschosse am Abend zuvor aber keine größeren Schäden an. In Gracanica mit seinem alten orthodoxen Kloster leben noch viele Serben. Bereits zuvor hatte es mehrere Granatwerfer Angriffe auf andere von Serben bewohnte Ortschaften gegeben. dpa

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Die Mehrheit der Serben hat sich bei einer Meinungsumfrage für den Rücktritt des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic ausgesprochen. Wie die Belgrader Nachrichtenagentur Beta am Donnerstag meldete, hat eine von der Wochenzeitung Nin veröffentlichte Befragung ergeben, dass 57 Prozent ein Ende des Miloševic-Regimes befürworten. 31 Prozent sprachen sich für ein Verbleiben von Miloševic im Amt aus, zwölf Prozent waren unschlüssig. Die südserbische Krisenprovinz Kosovo war von der Meinungsumfrage ausgeschlossen. Obwohl sich die Mehrheit der Serben gegen Miloševic ausspricht, ist das Vertrauen in die zerstrittene Opposition gering. 68 Prozent der Befragten sagten, keiner der führenden Oppositionspolitiker sei in der Lage, das Land aus der Krise zu führen. Keiner der Oppositionsführer wird von mehr als fünf Prozent unterstützt. dpa

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Der neue UN-Beauftragte für die Zivilverwaltung im Kosovo, Tom Koenigs, will bei seiner Arbeit die Befreiungsarmee UÇK einbinden. „Man muss ihr aber auch sehr deutlich die Grenzen aufzeigen“, sagte Koenigs der Süddeutschen Zeitung. „Eine UÇK, die sich der Multiethnizität verbunden fühlt und diese mit ihren eigenen Kräften durchsetzt, wäre natürlich ungeheuer hilfreich.“ Im Berliner Tagesspiegel begrüßte er die Entscheidung des UN-Verwalters, bereits im nächsten Frühjahr Wahlen abzuhalten. Sein Ziel sei es, innerhalb eines Jahres „demokratische Strukturen anzustoßen, die dann von den Kosovaren getragen werden“. AP

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Der ehemalige Nato-Generalsekretär Lord Carrington hat die Luftangriffe auf Jugoslawien als „großen Fehler“ kritisiert. Dadurch sei die Ermordung und Vertreibung der Kosovo-Albaner durch die serbische Polizei und Armee nur beschleunigt worden, sagte Carrington nach einem Bericht der Times von gestern. „Wir sind ein bisschen selektiv in unserer Verurteilung von ethnischer Säuberung. Carrington stand von 1984 bis 1988 an der Spitze der Allianz. dpa

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Ein Nato-Offizier hat einem Zeitungsbericht zufolge während des Kosovo-Luftkriegs aus der Kommandostruktur der Allianz dem russischen Geheimdienst geheime Informationen über Einsatzpläne geliefert. Die schottische Zeitung The Scotsman berichtete gestern unter Berufung auf Nato-Kreise, die verratenen Geheimnisse hätten auch Details der Flugplanung für die US-Tarnkappenbomber Stealth enthalten. Sie seien von Russland sofort nach Belgrad weitergeleitet worden und hätten somit die jugoslawische Armee in den Stand gesetzt, einen Stealth-Bomber abzuschießen. Der inhaftierte Offizier, dessen Nationalität nicht angegeben wurde, habe auch Angriffsziele verraten. Die Nato lehnte eine Stellungnahme dazu ab. rtr

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