■ Das Portrait
: Gottfried Forck

Der Mann wollte sein Leben stets Seelsorger und nicht Politiker sein. Altbischof Gottfried Forck, einer der profiliertesten Kirchenoberen in der ehemaligen DDR, wird morgen 70 Jahre alt. Sein Credo hat er bis heute durchgehalten: „Jede Machtposition birgt die Gefahr in sich, mißbraucht zu werden. Und deshalb müssen jene, die nicht an der Macht sind, in der Kritik bleiben.“ Vielen Ostdeutschen gilt er als Symbol unbeirrbaren Eintretens für Menschenrechte und kirchliche Freiräume. Wenig beliebt war er dagegen bei den einstigen Herren im ersten deutschen Arbeiter- und-Bauern-Staat. Forck trat für Friedens- und Oppositionsgruppen, für Wehrdienstverweigerer, politische Häftlinge und Ausreisewillige ein – nach dem Wahlbetrug im Mai 1989 protestierte er beispielsweise schriftlich bei Honecker. Typisch für ihn ist, einerseits nach der Wende auf ein Gerichtsverfahren gegen den greisen SED-Parteichef zu bestehen, andererseits dem Ausgestoßenen aber auch Asyl in einem kirchlichen Altenheim anzubieten. Nicht nur dafür mußte Forck, Vater von fünf Kindern, Kritik auch aus den Reihen der eigenen Kirche einstecken. Das galt auch, als er nach dem Bekanntwerden der vielfältigen Kontakte seines früheren Mitarbeiters Manfred Stolpe zur Staatssicherheit mahnte, „Kirche sollte keine Geheimdiplomate treiben“.

Warnt vor Untertanengeist: Altbischof Forck Foto: Schoelzel

Forcks Lebensstationen in Stichworten: Geboren wurde er am 6. Oktober im thüringischen Ilmenau als Sohn eines Pfarrers. Er war — in dieser Reihenfolge — Marinesoldat, Theologiestudent, Hochschulassistent, Doktorand, Studenten- und Gemeindepfarrer, Leiter des Predigerseminars Brandenburg, ab 1981 dann Bischof. Im September 1991 schied der evangelische Bischof aus dem höchsten Amt der Berlin- Brandenburger Kirche aus.

Als lästig empfanden viele Forcks Warnung vor einem neuen Untertanengeist der Christen im wiedervereinten Deutschland. Viele schienen auch froh zu sein, als der unbequeme Geistliche in den Ruhestand ging. So plazierte das Berliner Sonntagsblatt, die Wochenzeitung der evangelischen Kirche, die Meldung über den scheidenden Kirchenmann auf der unteren Hälfte der Seite 7. Forck dürfte das gelassen ertragen haben, schließlich saß er sein Leben lang zwischen allen Stühlen. wg