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Gorbatschow beleidigt

Moskau (dpa) - Michail Gorbatschow hat sich am Mittwoch auf der russischen Parteikonferenz gegen Kritik an seiner Person verwahrt. Der Generalsekretär der KPdSU und der Präsident der UdSSR dürften nicht „leichtfertig“ kritisiert werden. „Morgen oder in zehn oder zwölf Tagen könnte es einen anderen Generalsekretär oder Vorsitzenden der Partei geben“, drohte er.

Die alte Funktionärsgarde hatte beim Kongreß kein gutes Haar an Gorbatschow gelassen, ihm „Personenkult“ vorgeworfen und die Handlungsunfähigkeit der Partei zu Last gelegt. Auch seine Außenpolitik wurde kritisiert. „Das Gerede darüber, daß uns niemand überfallen will, ist eine Formel für Schwachsinnige“, rief der Delegierte Makaschow.

Seine Kritiker wüßten nicht, wovon sie sprächen, sagte Gorbatschow dann im Rahmen einer heftig geführten Debatte über die Entsendung einer Parteidelegation zum gleichzeitig in Moskau tagenden russischen Volksdeputiertenkongreß. Die Idee für eine solche Delegation, der Gorbatschow vorstehen sollte, ging auf einen Vorschlag aus konservativen Kreisen zurück. Der Volksdeputiertenkongreß beriet zu diesem Zeitpunkt ein „Dekret über die Macht“, in dem unter anderem die Entpolitisierung von Organen wie Armee, Unternehmen und KGB gefordert wird. Kritiker des Vorschlags meinten, mit einer Delegation würde auf den Volksdeputiertenkongreß Druck ausgeübt werden. Der Parteikongreß entschied sich schließlich gegen die Delegation.

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