Google Street View: Pannenstart beim Lösch-Dienst

Auf einer Google-Website soll jeder, der nicht will, dass sein Haus im Street-View-Fotodienst auftaucht, Löschanträge stellen können. Richtig gut klappt das aber noch nicht.

Gar nicht so einfach: Das eigene Haus unkenntlich zu machen. Bild: dpa

Fast kann einem der Internet-Riese ein bisschen leid tun: Selten zuvor schlug Google die öffentliche wie politische Meinung so arg negativ entgegen wie bei der Einführung des Fotodienstes "Street View" in Deutschland. Seit heute soll nun alles - möglicherweise - etwas besser werden: Mit der leicht verspäteten Einführung eines "Online-Tools", mit dem Nutzer ihre Widersprüche gegen den Service mit ein paar Klicks per Web einreichen können. Das Werkzeug wurde laut Google-Angaben "nach Absprachen mit den zuständigen Datenschutzbehörden speziell für Deutschland" entwickelt und ist über einen eigenen Knopf auf der offiziellen deutschen Street View-Seite erreichbar.

Wer den Knopf anklickt, um das eigene Haus oder die eigene Wohnung bei dem Dienst unkenntlich zu machen, wird allerdings zunächst mit einem Bettelbrief konfrontiert. "Sie haben sich entschieden, Ihr Gebäude/Grundstück vor der Veröffentlichung von Street View in Deutschland unkenntlich zu machen", schreibt Google da, "das ist sehr schade, denn diese Funktion kann für Sie und andere von vielfachem Nutzen sein".

So könne man mit Street View zum Beispiel sehen, "wo Ihre Familie und Freunde wohnen, egal, wie weit Sie voneinander entfernt sind" und den nächste Urlaubsort "vorab schon einmal erkunden". Unternehmen könnten für sich werben und Street View in ihre Website integrieren, "um ihren Kunden ihr Schaufenster, Büro oder die nächste Verkaufsstelle zu zeigen und gleich eine Wegbeschreibung" anzubieten. "Daher hoffen wir, dass Sie sich entschließen, Ihr Gebäude/Grundstück nicht unwiderruflich zu löschen", so Googles ultimativer Aufruf, bevor es tatsächlich ans Eingemachte geht.

Das Löschen ist dann allerdings gar nicht so einfach. So reicht es nicht aus, seine Adresse einzugeben - Google will jeden Street View-Widerspruch einzeln nachprüfen. "Da wir einem Missbrauch dieses Dienstes vorbeugen müssen, ist eine Verifizierung Ihrer Angaben erforderlich." Dazu schickt Google dem Street View-Widersprecher einen altbackenen postalischen Brief. Dieser enthält dann einen Verifizierungscode, den der Nutzer wiederum beim "Online-Tool" eintippen muss - wie lange das dauert, bleibt abzuwarten. Vorablöschungen nimmt Google sowieso nur bis zum 15. September Punkt 24 Uhr entgegen. Alle anderen Entfernungsanträge müssen Nutzer dann durchführen, wenn Street View bereits online ist - wobei noch niemand weiß, wie schnell dies dann erfolgen wird.

Wenn die Verfügbarkeit des "Online-Tools" ein Indikator ist, kann es eine ganze Weile dauern. Google scheint nämlich mit einem nicht zu unterschätzenden Ansturm an Antragstellern zu kämpfen. Obwohl das "Online-Tool" auf den sonst sehr flotten "Appspot"-Servern des Netzriesen lagert, war es am Dienstagmittag nur stellenweise auch wirklich zu erreichen. Dann tat sich nach dem Klick auf den "Unkenntlich machen"-Knopf einfach gar nichts - die Seite blieb leer. Auf Twitter führte das zu einigen Diskussionen.

So scherzte ein Nutzer, er habe sich ja gerne einmal den Antrag zur Unkenntlichmachung eines Hauses ansehen wollen. "Nur kommt da eine weiße Seite." Offenbar hatte das Werkzeug auch mit bestimmten Browsern wie Microsofts älterem Internet Explorer seine Probleme - andere Web-Programme wie Googles Chrome oder Mozillas Firefox funktionierten besser. Im taz.de-Selbsttest versagten zuletzt aber auch die. Neben der Verwendung des "Online-Tool" bleibt Street View-Antagonisten dann noch die Möglichkeit des Einspruchs auf dem E-Mail- und Postweg - beides im Vergleich zur Web-Lösung allerdings eher unbequeme Methoden.

Von dem für Google direkt zuständigen Hamburger Landesdatenschutzbeauftragten Johannes Caspar war am Dienstagmittag aufgrund diverser Fernsehinterviews und Sitzungen noch keine Stellungnahme zu erhalten. Sein Kieler Kollege Thilo Weichert sagte gegenüber taz.de, die Bereitstellung des Widerspruchs-Tools sei ein Erfolg des öffentlichen Drucks auf Google, auch wenn es für die Startversion von Street View zu kurzfristig und viel zu spät komme. "So offen und fortschrittlich das Unternehmen sich in Sachen Funktionalität gibt, beim Datenschutz bleibt es stark hinter dem Üblichen zurück. Was bis heute immer noch fehlt, ist das von Google schon längst zugesagte Datenschutz- und Sicherheitskonzept bei Street View." Bisher sei nicht ansatzweise bekannt, wie mit den jetzt erhobenen Widerspruchsdaten weiter umgegangen werde.

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