Google News straft Verbraucherportale ab: Service oder Nachrichtenwert?
Einige IT-Portale ärgern sich: So manches taucht seit kurzem nicht mehr beim Nachrichtenaggregator Google News auf. Das geht auf Kosten der Reichweite.
Im Zuge einer Selbstreinigung hat das Online-Nachrichtenportal Google News vorerst die Zusammenarbeit mit einigen Webseiten beendet, die sich nach eigenen Angaben an Verbraucher wenden: teltarif zum Beispiel, verivox, areamobile und onlinekosten.de.
Bisher waren sie Teil der ungefähr 600 Nachrichtenquellen, aus denen Google News seine Nachrichtenübersicht generiert. Die Auswahl funktioniert automatisch, auf Basis eines Google-Algorithmus ohne redaktionelle Betreuung. Nicht gelistet werden laut Google "Artikel mit Informationen, Tipps oder Anweisungen, keine klassifizierten Anzeigen, Ratgeberseiten oder Seiten, die hauptsächlich andere Produkte/Unternehmen bewerben." Die genannten Portale zeichnen sich durch eine Mischung aus Servicedienstleistung und Newskanal aus.
"Im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich des gesamten Google-Traffic" liegen nach Einschätzung von Christoph Berger, Geschäftsführer von onlinekosten.de, die Besuchereinbußen. "Das ist jetzt kein herber Schlag", meint er. Es seien eher die "sehr eigenwilligen und undurchsichtigen Kriterien" des Ausschlusses, die ihn störten.
Ähnlich verwundert reagiert Jürgen Vielmeier in dem mit onlinekosten.de verbundenen Blog Basicthinking: Er beanstandet "auch als Journalist" die Richtlinien. Suche man nämlich nach ähnlichen Themen, "springen einem Beiträge ins Auge, die erheblich von den oben genannten Kriterien abweichen, aber nicht aussortiert wurden". Seine in diesem Zusammenhang zusammengestellte Liste enthält Artikel aus der Computerbild, der Zeit, Golem, der Süddeutschen Zeitung, Focus und der Frankfurter Rundschau.
"Das ist ein Problem der Branche", sagt Berger, denn als IT-Journalist sei man notgedrungen nah dran am Produkt. Deswegen sei es ja auch "gang und gäbe, neue Erzeugnisse vorzustellen". Und hat auch gleich noch ein Beispiel parat: "Wenn ich über das neu erschienene iPhone 5 schreibe, ist das eine Nachricht oder schon Werbung für Apple?"
Außerdem werde hier mit zweierlei Maß gemessen: Nach den Kriterien von Google fielen auch die meisten Meldungen der Computer Bild unter den Ausschlusskatalog. Warum Computer Bild weiter auf Google News erscheine, die kleineren Portale aber nicht, sei eine Frage, die Google nicht beantwortet habe und vielleicht auch nicht beantworten könne. Auf die Frage, wie er jetzt reagieren wolle, sagt er nur: "Da kann man nicht mit arbeiten. Die Vorgaben sind ziemlich undurchsichtig."
Eine Frage der Richtlinien
In diesem Fall hatten Nutzer Google auf die Angebote aufmerksam gemacht. Nach einer Überprüfung hielten die Inhalte den qualitativen Maßstäben von Google News offensichtlich nicht mehr stand. "Ist das die feine englische Art, eine Redaktion wegen ein paar beanstandeten Beiträgen einfach so rauszuschmeißen?", fragt erbost Jürgen Vielmeier auf Basicthinking, und Ralf Trautmann pflichtet ihm auf teltarif.de bei: Entweder, man müsse "zügig alle Produkt-, Tarife- und Verbraucher-Inhalte entfernen", oder eine andere Methode finden, die "Spreu vom Weizen zu trennen".
Das sei nötig, um "gerade kleinere, aber seriöse Technik-Sites und einzelne Blogger" in Google News zu heben, damit "dort auch bei Verbraucherthemen die volle Bandbreite des Journalismus, vom Massenmedien bis hin zum Einzelkämpfer, abgebildet wird."
Den Vorwurf der Willkür will Google-Sprecher Stefan Keuchel nicht auf sich sitzen lassen: "Wir bevorzugen niemanden, und wir haben natürlich ein großes Interesse daran, so viele Quellen wir möglich zu listen." Das Beispiel mit Computerbild und den anderen Medien sei allerdings irreführend, weil deren Artikel ein "viel breiteres Spektrum" umfassen. Es könne sein, dass da bisweilen den Richtlinien entgegenstehende Veröffentlichungen verlinkt würden: "Aber wenn die Artikel nicht den Richtlinien entsprechen, heißt das noch lange nicht, dass damit die Richtlinien nicht mehr gelten."
Das Problem sei ja vielmehr, dass die betreffenden Angebote fast ausschließlich Meldungen produzierten, die nicht zum Selbstverständnis von Google News passten. Im übrigen sei auch der Eindruck falsch, der Ausschluss sei kategorisch: Vier Wochen hätten die Portale Zeit, sich anzupassen. Dann werde man alles nochmal überprüfen.
Was Google momentan umtreibt, ist die Frage der Suchqualität im Netz. Das zeigt das sogenannte Panda-Update, das zeigt die +1-Funktion, und jetzt auch - im Kleinen - die Maßnahmen bei Google News. Dieser Fall erscheint nur als kleiner Testlauf: Es könnte Tränen geben, wenn Google sein neues Motto "trust the crowd" - "Vertraue der Masse" - nach und nach umsetzt.
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