Google-Handy von Samsung: Web-Riese in der Hosentasche
Bislang gab es Smartphones mit Google-Betriebssystem nur von unbekannteren Herstellern. Mit Samsungs "Galaxy" ändert sich das. taz.de hat es getestet.
Apple hat den Markt für Internet-Handys mächtig belebt: Seither kommt kein Smartphone mehr ohne Web-Funktionen aus. Wer nach Alternativen sucht, sich also beispielsweise nicht für 24 Monate an T-Mobile binden will, hat sie inzwischen: Wenn es nicht ein Windows Mobile-Gerät oder ein Business-Blackberry sein soll, sind seit einiger Zeit auch Handys mit dem Google-Betriebssystem "Android" auf dem Markt. Bislang stammten die allesamt allerdings nur von einer Firma - dem taiwanesischen Hersteller HTC. Markenfirmen blieben bislang außen vor.
Das ändert sich nun: Der koreanische Elektronikkonzern Samsung hat mit dem "Galaxy" sein erstes eigenes Google-Handy auf den Markt gebracht. Im taz.de-Test offenbarte es gute Surf-Qualitäten, wenn auch die Bedienfreundlichkeit nicht ganz ans hohe Apple-Niveau heranreichte.
Viele Knöpfe trotz Touchscreen
Erstaunlich für ein Touchscreen-Gerät: Das Galaxy hat ziemlich viele Knöpfe. Während Apple sich beim iPhone auf Home-Taste, Schlafmodusschalter, Lautstärke und Stummknopf beschränkt, zählt der Samsung-Käufer acht Taster plus Steuerkreuz und "OK"-Button. Da fragt man sich beim Bedienen schnell, was man neben dem berührungsempfindlichen Bildschirm noch anklicken muss. Letzterer ist mit 3,2 Zoll etwas kleiner als beim iPhone (3,5 Zoll), bietet aber die gleiche Auflösung. Die moderne OLED-Technik, die Samsung zur Bilddarstellung einsetzt, sorgt für ordentliche Grafiken mit guter Brillanz und soll stromsparend sein. Wer allerdings den Browser des Galaxy öffnet, um im Internet zu surfen, wird erst einmal von einem sich verdunkelnden Display begrüßt. Der Grund: Standardmäßig ist ein (deaktivierbarer) Energiesparmodus eingeschaltet.
Hübsch ist, dass neben dem internen Speicher von 8 GB auch eine Speicherkarte (microSDHC) verwendet werden kann. Die kann aktuell maximal 16 GB fassen, was beim Elektronikdiscounter zirka 50 Euro kostet. Bald sollen aber auch Karten mit 32 GB erscheinen (letzteres ist der Speicherumfang des "großen" iPhone). Nervig ist allerdings, dass man schon arg frickeln muss, um die Speicherkarte in das Galaxy zu fummeln - auch die Entnahme kann den Besitzer zu roher Gewalt verleiten. So wird man die Karten wohl kaum regelmäßig tauschen, weshalb Samsung wohl besser einfach mehr Hauptspeicher eingebaut hätte.
Im Androiden-Laden
Die Bedienung des Galaxy entspricht dem anderer Google-Handys mit Android-Betriebssystem: Man hat einen "Desktop" aus drei Bildschirmen, auf den man Icons verteilen kann, sowie ein Hauptmenü, in dem alle Anwendungen stehen. Neue Programme erhält man im "Android Market", einem Software-Laden, der kostenlose wie kostenpflichtige Anwendungen enthält. Mehrere Tausend verschiedene "Apps" vom Spiel bis zur Office-Lösung sind hier inzwischen erhältlich - nicht ganz so viele wie bei Apples "iPhone App Store", aber doch in ausreichender Zahl. Da Google Programmierern mehr Freiräume als Apple lässt, kann man auch Anwendungen herunterladen, die im Hintergrund laufen oder das Betriebssystem umgestalten - mit dem Angebot kann man Stunden verbringen.
Die Geschwindigkeit, mit der das Galaxy reagiert, war im Test ordentlich, wenn es auch an mancher Stelle bei großen Anwendungen kurz hakte - hier ist Apples iPhone 3GS schneller. Multitouch-Fähigkeiten, also die Verwendung von Gesten mit mehr als einem Finger, beherrscht das Galaxy nicht. So muss man im (ansonsten durchaus gut nutzbaren) Web-Browser zum Zoomen eine Taste benutzen, anstatt die vom iPhone gewohnte Zwei-Finger-Geste ("Kneifen") zu vollführen.
Google auf Schritt und Tritt
Dass das Galaxy ein Google-Handy ist, zeigt die Einbindung der vielen Dienste des Internet-Riesen. So muss man gleich beim ersten Start entweder seinen Google-Account samt Passwort eingeben oder sich einen neuen Zugang anlegen lassen. Dann hat man in wenigen Sekunden Zugriff beispielsweise auf sein E-Mail-Konto bei Google Mail. Gut ist, dass das Handy ähnlich wie Apples iPhone warnt, bevor beispielsweise GPS-Ortsangaben von einer Anwendung übertragen werden; trotzdem sollten Datenschutz-Fans sich die Google-Nutzungsbedingungen genau durchlesen, die jeder Galaxy-Nutzer abnicken muss.
Insgesamt ist Samsung mit seinem ersten Google-Handy ein ordentlicher Wurf gelungen. Das Gerät ist kompakt und handlich, die Verarbeitungsqualität okay (wenn sie auch nicht an das iPhone herankommt) und der Bildschirm hervorragend. Ob man Android nutzen und sich damit auf Schritt und Tritt in die Hände des Online-Riesen begeben möchte, muss jeder Kunde für sich selbst entscheiden. Klar ist bereits, dass nicht nur Samsung unter den Größen im Handy-Markt Google-Mobiltelefone auf den Markt bringen wird: So plant auch der US-Konzern Motorola seine eigene Android-Maschine.
Samsung Galaxy: Preis ohne Kartenvertrag: 450 Euro
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!
SPD nach Ampel-Aus
Alles auf Olaf
Kritik an der taz
Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?
CO₂-Fußabdruck von Superreichen
Immer mehr Privatjets unterwegs