■ Gong: Verona, auf den Schlitten gegossen
Wir leben im Zeitalter der Fassade. Die Olympiaversagerin Franziska Schenk darf sich mehr denn je in Hochglanzmagazinen spreizen. Wer außer mir spricht schon von der erfolgreichen, doch leider hyperdrahtigen Petra Behle? Kein Schwein. Mein Schwager schon gar nicht. Hängt der doch bekanntermaßen sklavisch an Eitelkeiten und vergänglichem Schein. In den siebziger Jahren beispielsweise galt sein Jubilieren ausschließlich dem Gecken Beckenbauer, während er die solide Basisarbeit des knorrigen Schwarzenbeck gar nicht wahrnahm. Ich schon.
Mein Schwager (eifrig an der Fernbedienung nestelnd): Eines muß man denen aus der Zone lassen: Ihre Weiber haben Klasse.
Ich (von Welt): Was weißt du schon von Klasse-Weibern?
MS (eifrig aufzählend): Katie Witt, Susi Erdmann, van Almsick!
Ich (gähnend): Almsick? Wer ist denn das?
MS (albern aufgeregt): Tu nur nicht so! Ich hör' dich noch „Franzi! Franzi!“ jaulen und „Dem Zesner zerkratze ich das Gesicht!“
Ich (erwachsen): Ha, ha.
MS (das Zünglein zeigend): Ja, ja, wegen dem hat sie sich wohl auch die Tätowierung machen lassen.
Ich (wie gelangweilt): Tätowierung? Wo denn?
MS (stammelnd): Da! Am Rücken, an der Schulter. Ein Pantherkopf.
Ich (desillusioniert): Ach so. An der Schulter. Ein Katzenkopf – wahrscheinlich macht sie jetzt Werbung für (fies) Kitekat.
MS (zickig): Der verschmähte Liebhaber! Wenn du sie nicht kriegen kannst, mußt du sie verächtlich machen.
Ich (jetzt aber zurückschlagend): Und du! Wegen jeder Krampfhenne im engen Dress läuft dir gleich der Sabber!
MS (sich rasch umsehend): Gar nicht wahr.
Ich (immer feste druff): Und wegen einer blöden Tätowierung schießen stante pede die schwülsten Phantasien ins Kraut!
MS (leicht in Panik): Jetzt mach mal...
Ich (gnadenlos): Nix da! Am liebsten wäre dir doch Sonja Kirchberger als Eisschnelläuferin...
MS (rasch einstimmend): Au ja! Oder Verona Feldbusch, auf den Rennschlitten hingegossen.
Ich (messerscharf): Eben. Du bist nichts als ein schmuddeliger Voyeur.
MS (edel-schleimig): Mir geht es um den Menschen!
Ich (listig): Dann wär's dir auch recht, wenn ab heute Simone Greiner-Petter-Memm „Peep!“ moderiert.
MS (mürrisch): Von mir aus. Albert Hefele
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen